[140]
Trauter Freund!

Dass Sie nicht den letzten Besuch bei uns machten, nicht den ersten Brief an uns schrieben, befremdet uns nicht; weil auch wir die unausweichliche Nothwendigkeit der launigen Herkömmlichkeit vorziehen, mithin, wie Freund Purkinje, Zeit zur Muse zu gewinnen suchen. Wir sind schon damit froh, dass Sie glücklich Breslau erreicht, dem Unglücke also entgangen sind, das Sie auf der Strasse überrascht hat. Die Fussreisen werden jetzt umso mehr werth bei Ihnen haben. Gott gebe Ihnen Gesundheit und Zeit zu denselben.

Aus den {Titteln} Ihrer Vorlesungen entnimmt man gleich, dass Sie unter {Luteranern} leben. Gott sey bei uns! - Vorlesungen über Pathologie der Seele! - Dies sollte einer bei uns ankünden. Der wäre ohne weiteres ein Freymaurer, und, um zeitgemäss zu sprechen, ein Carbonari, die alle mit dem Schwarzen im Bunde stehen, darum auch nur böses wollen.

[...]

CC-BY-NC-SA-4.0

Editionstext kann unter der Lizenz „Creative Commons Attribution Non Commercial Share Alike 4.0 International“ genutzt werden.


Rechtsinhaber*in
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 14. Mai 1823. Fritz an Purkinje (Auszug). Z_1823-05-14_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-1AE5-3