1818, 6. December.
Mit Peter Oluf Bröndsted
Am 6. December besuchte ich Goethe. Er war ein paar Stunden zuvor aus Berka angelangt. Wie es mich freute den alten Adler wieder zu sehen! Er [346] brummt noch wie gewöhnlich, ist um 12 Jahre älter geworden, jetzt beinahe 70 Jahre alt, aber er ist nicht minder kräftig. Er dankte mir vielmals für die Aufmerksamkeit ihn in Weimar besuchen zu wollen, ehe ich nach Italien ginge, sprach mit mir von meiner griechischen Reise, von den phigaleischen Basreliefs etc. Diese bewundert Goethe höchlich. Ich brachte die Rede auf seine neue Dichtung in persischem Gewande (worüber Riemer mir erzählt hatte). Er äußerte, daß es ihm eine Erquickung gewesen sei, sich so in etwas ganz Neues hineinzusetzen; daß Professor Kosegarten in Jena ihm dazu geholfen hatte u.s.w. Ich fragte ihn auch über die Festivität am Hofe, die Goethe vorbereitet. Er sagte 1: »Ja nun, man bestrebt sich, wie billig, den hohen Herrschaften als wie zum geringen Ersatz für alle Gnade und Güte zu irgend einem gefälligen Genusse zu verhelfen.« In dieser Maskerade wer den unter Anderem die hervorragendsten Goetheschen und Schillerschen Dramen personifizirt auftreten und jeder eine Huldigungsrede an die hohen Personen halten, unter deren Auspizien sie entstanden. Goethe bat mich morgen um 11 Uhr wieder zu kommen.
1 Im Original deutsch citiert.