1813, um 24. April.
Mit der Familie von Kügelgen
Während seines damaligen Aufenthaltes in Dresden habe ich [Wilhelm v. K.] den großen Dichter noch öfter anzustaunen Gelegenheit gehabt und zwar stets mit einer Ehrfurcht, die sein königliches Wesen ganz von selbst hervorrief. Er schenkte meinen Eltern einen Mittag und außerdem erinnere ich mich, daß wir die Rüstkammer mit einander besehen haben .....
Goethe sah die Rüstkammer noch in ihrem alten Graus und freute sich daran. Noch sehe ich seine majestätische Gestalt mit der lebendigsten Theilnahme unter den gespenstigen Harnischen herumwandeln, welche wie lebendige Recken auf prachtvoll geschnitzten Streitrossen sitzend in den niedrigen Räumen des alten Locals fast riesengroß erschienen. Einer besonders imposanten Gestalt nahm Goethe den von Edelsteinen funkelnden Commandostab aus der Eisenfaust, wog ihn in der Hand [80] und zeigte ihn uns Kindern. »Was meint Ihr?« – sagte er – »Mit solchem Scepter zu commandiren, muß eine Lust sein, wenn man ein Kerl danach ist.«
[81]