1801, 10. April.


Über Gernings »Säculargedicht«

Gerning war noch Freitag bei Goethe und Wieland und hat's dort vorgelesen. Da fand Goethe, daß des großen Schiller's dramatische Kunst nicht gefeiert worden ist, daß Kant's große Wirkung nicht genannt worden ist, und daß der Vers »Wenn nicht nannte die Muse etc.« zu hart wäre etc. Das meinte auch Gerning. Die Änderung des letzten Verses aber ließen wir [Herders] nicht geschehen; gerade das Steigen hebt den Namen Herder noch höher; ich ließ es durchaus nicht zu. Am Schiller wurde folgendes gezimmert:


Schiller's Lied ertönt am Altar der Musen,
Wo ihm Weisheit, Kunst und die höchste Dichtkunst,
Jede den Kranz flicht.

Kant blieb – er konnte nicht höher gefeiert werden; – es war ganz im Sinne des großen Urtheils über ihn 1 – und Goethe ist zu beklagen, daß er's nicht verstanden hat. Schiller und Niethammer müssen's ihm erst erklären.


Note:

1 In Herder's »Metakritik.«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1801. 1801, 10. April. Über Gernings »Säculargedicht«. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A542-9