1817, 30. April bis 5. Mai.
In der Frommannschen Familie
Gestern [5. Mai] früh steigt Goethe mit den Tanten [Elisabeth Wesselhöft und Wittwe Bohn geb. Wesselhöft] in ihrem Garten herum und sie sprechen über die Stuttgarter Geschichten, daß dieser König ihnen auch nichts recht macht, man ihm Pasquillgemälde geschickt hat etc. Da sagt die Bohn: »Ich begreife nicht, wie es kommt, daß die Menschen doch auch mit niemand zufrieden sind!« Da steht er still und sagt: »Ja, wißt ihr Kinderchen, woher das kommt? weil sie mit sich zu sehr zufrieden sind. Ihr Lieben, denkt's weiter nach!«... Aber wie hab' ich [Johanna Frommann geb. Wesselhöft] Dich [Friedrich Frommann] Mittwoch [30. April] hergewünscht, wo Goethe so ganz offen war, so heiter, daß er zuletzt halb 11 um Verzeihung bat, daß er uns so lange aufgehalten habe. Italien, Moritz, Merck, die Zeit von 1772 bis 1800 kamen auf's Tapet. Zuletzt kam's auf Preßfreiheitzwangscensurexemplare, wie dasjenige betitelt wurde, was die Censoren, die nicht mehr censiren, noch haben möchten... – Um dieselbe Zeit erzählte er einmal, wie ein hallischer Renommistin Kanonen und mit Stürmer ins Berliner Theater kommt und, als einiger Spectakel entsteht, auf die Bank steigt und ruft: Schauderhafter Plebs, sei stille! worauf alles still wird.
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