1830, 25. November.
Mit Johann Peter Eckermann u.a.
Goethe sendete mir am Morgen einige Bücher, die als Geschenk englischer und deutscher Autoren für mich angekommen waren. Mittags ging ich zu ihm zu Tische. Ich fand ihn eine Mappe mit Kupferstichen und Handzeichnungen betrachtend, die ihm zum Verkauf zugesendet waren. Er erzählte mir, daß die Frau Großherzogin ihn am Morgen mit einem Besuche erfreut, und daß er ihr meine Ankunft verkündigt habe.
Frau von Goethe gesellte sich zu uns, und wir setzten uns zu Tische. Ich mußte von meiner Reise erzählen. Ich sprach über Venedig, über Mailand, über Genua, und es schien ihm besonders interessant, nähere Nachrichten über die Familie des dortigen englischen Consuls zu vernehmen. Ich erzählte sodann von Genf, und er erkundigte sich theilnehmend nach der Familie [334] Soret und Herrn von Bonstetten. Von letzterm wünschte er eine nähere Schilderung, die ich ihm gab, so gut es gelingen wollte.
Nach Tische war es mir lieb, daß Goethe von meinen Conversationen zu reden anfing. »Es muß Ihre erste Arbeit sein,« sagte er, »und mir wollen nicht eher nachfassen als bis alles vollkommen gethan und im Reinen ist.«
Übrigens erschien Goethe mir heute besonders still und oft in sich verloren, welches mir kein gutes Zeichen war.
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