1822, 21. August.
Mit Joseph Sebastian Grüner
»Sie kommen mir eben willkommen,« rief mir Goethe beim Eintreten zu, »wir müssen doch auch von unserer Sammlung dem Prager Museum etwas zuschicken, daher wollen wir die Sachen nach den Fundörtern verzeichnen und numeriren.«
Ich zeigte mich dazu höchst bereitwillig. Während der Beschäftigung kam das Gespräch auf die richtige Benutzung der Zeit, worüber Goethe sich so ausließ:
»Man sagt immer, die Lebenszeit ist kurz, allein der Mensch kann viel leisten, wenn er sie recht zu benützen weiß. Ich habe keinen Tabak geraucht, nicht Schach gespielt, kurz nichts betrieben, was die Zeit rauben könnte. Ich habe immer die Menschen bedauert, welche nicht wissen, wie sie die Zeit zubringen oder benützen können. Für mich war es freilich gut; denn mein Sohn führte die ganze Hausordnung, er ist sehr ökonomisch. Ich muß selbst Versendungen rücklings machen, kann aber meinen Geschäften obliegen.«
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