1821, 27. August.
In Hartenberg
Ich [Grüner] hatte dem Grafen Auersperg von der beiläufigen Ankunft Goethes mit dem Bemerken Nachricht gegeben, daß der 28. August der Geburstag Goethes sei.
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Für Goethe war ein gut meublirtes Zimmer mit allen nöthigen Bedürfnissen, ein zweites für seinen Bedienten vorgerichtet, die Aussicht ging auf die nördlich am Abhange des Schloßberges angebrachten Anlagen. Bei der Ankunft Goethes kam der Graf ihm entgegen, und drückte seine hohe Freude über die Ehre aus, die ihm durch die Anwesenheit Seiner Excellenz zu Theil werde. Lange, sehr lange habe er den Wunsch gehegt, den Mann, dessen Werke er studire, persönlich kennen zu lernen, und dergleichen mehr, was Goethe artig erwiederte.
Als Goethe in das für ihn bestimmte Gemach trat, winkte er mir ihm zu folgen. Er war von der Reise etwas ermüdet, und nach kurzer Zeit sagte er: »Freundchen, machen Sie mich mit der Hausordnung bekannt, [103] damit ich nicht störe, weil ich sehe, daß Sie hier wie zu Hause sind.«
Euere Excellenz, erwiderte ich, der Wille und ausdrücklichste Wunsch des Grafen ist, daß, so lange Eure Excellenz hier verweilen, Sie Herr des Schlosses sind und Ihnen Alles zu Gebote stehe.
Auf wiederholtes Andringen gab ich Aufschluß über die Lebensweise und Beschäftigung des Grafen, worüber Goethe um so mehr erfreut war, als dieses seinen Zuständen, wie er sich ausdrückte, ganz angemessen sei.
Vor dem Souper wurde plötzlich der Abhang des ganzen im Norden liegende Berges hell, und es wurde unter Vivatruf und Pöllersalven ein nicht unbedeutendes Feuerwerk abgebrannt. Im Tempel des Ruhmes zeigte sich eine Schrift mit großen Buchstaben, besagend: »Zu Goethe's zweiundsiebzigstem Geburtstage.« Goethe, nicht ahnend, daß dieser für ganz Deutschland merkwürdige Tag, auch im böhmischen Mittelgebirge so herzlich theilnehmend gefeiert werden sollte, war höchst freudig überrascht und tief gerührt, als von allen Seiten so herzliche Glückwünsche dargebracht wurden.
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