Zwischen 1826 und 1832.


Mit Jenny von Pappenheim u.a.

Im November 1826 kehrte Fräulein v. Pappenheim [nachmals Frau v. Gustedt aus Straßburg] nach Weimar zurück und verkehrte viel im Goetheschen Hause, oft im Kreise der jungen Mädchen, die sich um Ottilie schaarten, manchmal in Begleitung ihrer Mutter und ihres Stiefvaters v. Gersdorff. Für letzteren, der sich bei den Verhandlungen des Wiener Congresses sowie bei dem Entwurf der von Karl August seinem Lande gegebenen Verfassung große Verdienste erworben hatte, hegte Goethe aufrichtige Hochachtung; sagte er doch: »Gersdorff verdiente wohl, daß ihm Weimar ein Monument setzte.«

Über das Treiben der jungen Damen in Goethes Hause bewahrte Frau v. Gustedt manche freundliche[228] Erinnerungen. So z.B. als Fräulein Charlotte v. Münchhausen eines Tages das Unglück hatte, den Gipsabguß einer Venus umzuwerfen und zu zerbrechen, und in Thränen ausbrechend vor Schrecken einer Ohnmacht nahe war, tröstete sie Goethe mit den Worten: »Wo Venus so viele lebende Vertreterinnen hat, darf man um die todte nicht weinen.«

Einandermal schritten die Mädchen im Hausgarten umher, während Goethe in dem Gang längs der Ackerwand auf und ab ging. Hinter der großen Hecke fanden sie plötzlich auf einem Haufen von Erde und altem Laub einen Todtenkopf; sie holten einen Spaten und wollten ihn unter einem Baum zur Ruhe bestatten. Es war ein sehr schöner Sommertag, und man trug damals viel weiße Musselinkleider mit goldenen Gürteln; plötzlich trat Goethe aus dem Schatten der Hecke heraus – der Contrast von Tod und Jugend mochte ihm auffallen, er sagte sehr freundlich: »Ihr Frauenzimmerchen macht zuletzt noch den Tod anmuthig.« ....

Seine Schwiegertochter Ottilie liebte Goethe sehr, doch sagte er auch einst scherzend: »Es hat mir immer vor Theklas, Johannen von Orleans und derart Heldinnen gegraut, und nun hat mir Gott gerade so eine Tochter bescheert.« – Als Ottilie nach dem... Tode ihres Gatten zum ersten Male in Wittwenkleidern bei ihm erschien, reichte er ihr die Hand mit den Worten: »Nun wollen wir recht zusammenhalten!«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. Zeitlich ungewiß. Zwischen 1826 und 1832. Mit Jenny von Pappenheim u.a.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A39F-B