1818, 27. Februar.
Mit Friedrich von Müller
und Julie von Egloffstein
Abends 7 3/4 Uhr holte ich Julie zu Goethen ab. Wir waren erst ganz allein mit dem alten Herrn und Ottilie und da war er ganz allerliebst. Julie legte ihre Zeichenbücher vor, die er sehr humoristisch kritisirte. Es ist unerlaubt, ja unverschämt, so viel Schönes zu machen, ohne einen Begriff davon zu haben; sie solle Perspective studiren, und vorzüglich schalt er die sklavische Treue im Zeichnen nach der Natur. Dann soupirten wir unten in dem neueingerichteten Zimmer, während Goethe eine allerliebste Liebesgeschichte von Karlsbad erzählte, als zwei junge Mädchen von Frau Elisa v. d. Recke gehört hatten, er gebe sich mit älteren Damen gar nicht gerne ab. Darauf zeigte er uns merkwürdige Handschriften aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges und aus dem brandenburgischen Hause, welche in einer Foliantenkapsel gar zierlich und nett eingeschachtelt waren.
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