1808, 6. April.


Mittag bei Goethe

Mittags Seebeck zu Tische. Über Galvanismus und modernen Mysticisinus, bemerkte Seebeck, daß man leicht glauben könne: der Messias könne aus den Tremellen, die bei Gewitterregen zum Vorschein kommen als eine Gallerte, entstehen. Goethe faßte es auf und wollte ein Gedicht Maranatha oder »der Herr kommt« machen.

Goethe bemerkte über die neuesten Ästhetiker, die Schlegels, Ast etc., daß ihr ganzes Urtheil und Absprechen bloß darauf beruhe, daß ein jeder wie im Dominospiel bloß den Stein lobt, an den er seine Zahl anschieben kann.

Er äußerte ferner:

»Engländer haben kein ästhetisch moralisches Urtheil, sprechen von einzelnen Schönheiten. Als wenn für den Dichter etwas schöner wäre als das andere! Was er ausspricht, ist insofern etwas, daß er es ausspricht. Sie meinen, daß er nur etwas sage, wenn er gerade ihr Interesse ausspricht.«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1808. 1808, 6. April. Mittag bei Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A2CD-B