1788, 8. December.
Mit Caroline Herder
Ich habe Deinen lieben Brief vom 22. November Montag den 8. d. erhalten... und Du hast mir und den Kindern abermals große Freude gemacht. – Goethe kam den Abend ein wenig zu mir, um zu hören, was ich Gutes von Dir hätte. Er nahm an allem Theil und besonders, daß die Herzogin so artig gegen Dich ist. Die Göchhausen schrieb an die Stein und die Kalb viel Gutes von Dir, sowie sie an die Steinin von Deinem Mißverhältinß mit der Seckendorf ein Wort fallen ließ und an andre vielleicht schon mehr darüber geschrieben. Kurz, Goethe erzählte mir, daß der Herzog ihn darüber befragt und daß er nicht umhin gekonnt hätte, ihm die Wahrheit zu sagen. Darauf habe der Herzog gesagt: »Wenn Herder was braucht, so will ich's ihm geben.« Goethe lehnte es aber ab und sagte: »Für diesmal muß Dalberg bezahlen und hierüber ist alles in Richtigkeit; wenn Sie aber zu einer andern Zeit etwas für ihn thun wollen, so thun Sie's.« Mich dünkt, diese Antwort war von Goethe ganz Verständig und gut ..... Goethe grüßt Dich herzlich. Moritzens Gegenwart thut ihm sehr gut und er muß so lange hier bleiben, bis der »Tasso« fertig ist.
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