[175] l.

Am liebenswürdigsten erschien er, wenn er aus seinen eigenen Gedichten einzelne Verse oder ganze Stellen bald mit einem besondere Wichtigkeit ausdrückenden Lehrton, bald mit einem achselzuckenden Bedauern oder auch behagliches Zugeben andeutenden Conversationston, als wie im Augenblick erst improvisirt, vorbrachte. Z. B. aus dem Reinecke Fuchs: »Und so ist es beschaffen« etc. oder »handelt einer mit Honig, er leckt zuweilen die Finger«, oder »wir hätten ein halb Dutzend verzehrt, wofern sie zu haben gewesen,« bei Genuß eines Lieblingsgerichts, wie etwa Tauben.

Der Wirth aus den Mitschuldigen mit seinem »Minister möcht' ich sein und jeglicher Courier ging' bei mir aus und ein« wurde vorgeführt, wenn es galt, die unschuldige Neugier eines oder des andern gegenwärtigen jungen Frauenzimmers zu persifliren.

So schonte er auch sich selbst nicht, wenn die Seinigen ihn an dies und jenes erinnern mußten, indem er zugab, »ja, so sind die Herrn von Stande, ich bin auch zuweilen so« oder auch »Meint ihr denn, daß die Barone freien so wie die Plebejer?« Beides aus einer von seinen Lieblingsopern: il matrimonio segreto.

Junge Schauspielerinnen, die zu einer neuen oder größern Rolle auch neues und reiches Costüm zu[176] haben wünschten und ihm deshalb oft mit Bitten zusetzten, imitirte er parodirend mit der Arie einer Actrice aus den theatralischen Abenteuern [von Vulpius]: »Atlas-Kleider muß ich haben mit der schönsten Stickerei« etc. Indem er sich so als einen italienischen Impresario ansah, spielte er die Rolle desselben weiter mit den Worten: »In die Logen tret' ich höflich, grüße diesen, grüße jenen;« denn alle diese und andere italienische Opern hatte er früher auf's Theater gebracht und deren Texte verbessert.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. Zeitlich ungewiß. Zwischen 1804 und 1812 (?).: Mit Friedrich Wilhelm Riemer u.a.. l.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A1C3-7