1788, 17. August.


Mit Caroline Herder

Goethe besucht mich meistens all andern Tag. Er war gestern Nachmittag da. Er ist beinah wie ein Chamäleon: bald bin ich ihm gut, bald nur halb. Er will sich auch nie zeigen und nimmt sich vor jeder Äußerung in acht, daraus man Schlüsse machen könnte; darum ändert er auch, glaube ich, so oft die Reden. Jetzt schreibt er sein Pflanzensystem auf und erwartet Dich künftiges Jahr mit Verlangen dazu; er will's in's Lateinische übersetzen und Du sollst es corrigiren. Dabei war nun zu hören, daß er auf einige Jahre Arbeit sich zugeschnitten hat. Er hat das erste Buch und das über's Christenthum Deiner »Ideen« gelesen und hat großes Wohlgefallen daran; im ersten Buch hättest Du dem Gewirr der Völker ein eignes Interesse dadurch gegeben, daß Du sie auf den Ursprung zurückgeführt. Dem Rom und Papst hättest Du auch Gerechtigkeit widerfahren lassen, indem Du gezeigt, was sie gethan u.s.w. Deutlich kann ich's nicht so recht wiederholen; ich sagte ihm, er möchte Dir einmal ein Wort darüber schreiben.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1788. 1788, 17. August. Mit Caroline Herder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A1AB-1