1798, October.


Mit August Wilhelm Schlegel

Wilhelm blieb in Weimar zurück, um Goethen zu sprechen, und der ist sehr wohl zu sprechen gewesen, in [195] der besten Laune über das »Athenäum« und ganz in der gehörigen über Ihren [Friedrich Schlegel's Aufsatz über] »Wilhelm Meister«; denn er hat nicht bloß den Ernst, er hat auch die belobte Ironie darin gefaßt, und ist doch sehr damit zufrieden und sieht der Fortsetzung freundlichst entgegen. Erst hat er gesagt, es wäre recht gut, recht charmant, und nach dieser bei ihm gebräuchlichen Art vom Wetter zu reden, hat er auch warm die Weise gebilligt, wie Sie es behandelt; daß Sie immer auf den Bau des Ganzen gegangen und sich nicht bei pathologischer Zergliederung der einzelnen Charaktere aufgehalten; dann hat er gezeigt, daß er es tüchtig gelesen, indem er viele Ausdrücke wiederholt und besonders eben die ironischen .... Er hat Wilhelm mit Grüßen für Sie beladen und läßt vielmals um Entschuldigung bitten wegen des Nichtschreibens, eine Sache, die wirklich aus der Geschäftigkeit des letzten Vierteljahrs... zu erklären ist. An Wilhelm hat er den ganzen Brief schon fertig dictirt und doch nicht abgeschickt. Auch von [F. Schlegel's Aufsatz im 2. Hefte des »Athenäums« über das Studium] der griechischen Poesie hat er gesprochen; bei manchen Stellen hätte er eine mündliche Unterredung und Erläuterung dazu gewünscht, um etwa ein längeres und breiteres Licht zu erhalten. Gelesen hat er auch redlich; das kann man ihm nicht anders nachrühmen. Die Fragmente [im 2. Hefte des »Athenäums«] haben ihn ungemein interessirt: Ihr hättet Euch in Kriegsstand gesetzt; aber er [196] hat keine einzige Einwendung dagegen gemacht, nur gemeint, es wäre eine allzu starke Ausgabe (die Verschwendung wäre doch zu groß, war der pivot seines allgemeinen Urtheils) 1 und es hätte sollen getheilt werden. Wilhelm hat ihm geantwortet: in einem Strich ließe sich's freilich nicht lesen; da hat er so etwas gemurmelt, als: das hätte er denn doch nicht lassen können; es wäre denn doch so anziehend.


Note:

1 Die Parenthese ist Zusatz W. Schlegel's.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1798. 1798, October. Mit August Wilhelm Schlegel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A0A7-2