1786 Ende oder 1787 Anfang.
Mit Adalbert Gyrowetz
Einstweilen blieb Goethe für einige Zeit in Rom und es bot sich dem Gyrowetz die erwünschte Gelegenheit dar, dessen nähere Bekanntschaft zu machen. So geschah es, daß Gyrowetz in Goethes Gesellschaft die Merkwürdigkeiten und Alterthümer Roms besah, manche alte Ruine selbst mit Gefahr bestieg und auf diese Art die meiste Zeit in Durchschauung und Durchkriechung verfallener Denkmäler und in Bewunderung so mancher künstlerischer Schätze zubrachte. Die Bäder des Caracalla wurden durchsucht, wo man auf lauter Mosaikbruchstücken herumwandelt und noch die Säle zu sehen sind, worin die Gladiatoren ihre Spiele übten. Auch fand man unter diesen Ruinen zuweilen einige Bruchstücke von alten musikalischen Instrumenten, welches dann Gelegenheit gab, über alte und neue Musik und deren Ausübung und Zustand manches zu sprechen und zu bemerken, worin auch Goethe bewies, daß er einen richtigen Begriff von gründlicher und wohlgeordneter Musik besaß und nicht mit denen gleicher Meinung war, welche jede Musik, geordnet oder ungeordnet, für classisch halten, wenn selbe durch bizarre, ungeregelte Ideen, durch Getöse und Lärm, oder durch verwirrte Modulationen dem Ohre fremd klingt, und so etwas [85] in der Musik für neu halten, weil es eben durch seine Unregelmäßigkeit und Systemlosigkeit ihrem Ohre als ungewöhnlich erscheint, und womit sich manche selbst verständig scheinende Musiker gröblich täuschen lassen.
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