1807, 6. December.


Mit Friedrich Wilhelm Riemer

»So wie etwas ausgesprochen wird, sogleich wird ihm auch widersprochen, wie der Ton gleich sein Echo hat.

Seitdem man die dunkeln Empfindungen und Ahnungen des unendlichen Zusammenhangs der Geister-und Körperwelt (Mystik) allgemeiner und öffentlich auszusprechen anfängt, ist Keiner, der nicht das in Worten bestritte, was er in Empfindung und Ahnung gelebt und geleistet hat.

Die sublimirten Gefühle der Liebe ausgesprochen erregen den Widerspruch aller nicht so Gesinnten. ›Das ist Überspannung, krankhaftes Wesen‹ – heißt es da. Als wenn Überspannung, Krankheit nicht auch ein Zustand der Natur wäre! Die sogenannte Gesundheit kann nur im Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte bestehen, [193] wie das Aufheben derselben entsteht und besteht nur aus einem Vorwalten der einen über die andern, so daß der Zustand hypersthenisch und asthenisch heißen würde, wenn man sthenisch als das Harmonische (als die Indifferenz) setzen wollte.«

[194]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1807. 1807, 6. December. Mit Friedrich Wilhelm Riemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A08D-D