1829, Ende August.
Mit Karl von Holtei
Die Aufführung des ›Faust‹ [in Tieck's Bearbeitung] anlangend, fand dieselbe in acht Acten und in einer seltsam gestellten Anordnung statt. Manches von dem, was ich in meiner (verschmähten) Bearbeitung weggelassen und weglassen zu dürfen, ja zu müssen geglaubt, war stehen geblieben und machte, wie ich's vorausgesehen, auf den Bretern keine, oder eine verfehlte Wirkung. Manches aber, was mir wichtig, ja unentbehrlich scheint, war gestrichen. So z.B. Faust's erstes Gespräch mit Wagner, welches seine Stellung [140] zur gelehrten Welt bezeichnet; dann jene Worte des alten Bauers und was darauf folgt, wodurch sein Verhältniß als praktischer Arzt und die daraus entspringenden skeptischen Zweifel angedeutet werden sollen; und dergleichen mehr. In den Liebesscenen war denn auch richtig das ewige Hin und Hergelaufe, was jede Einheit theatralischer Sammlung zerreißt, ungeändert verblieben. Kurz es war halt eben nichts gethan, sondern nur gestrichen, und ich hatte den Muth, meine Kritik der Excellenz deutsch und ehrlich in den Bart zu werfen, auch nicht zu verschweigen, daß ich meine Umarbeitung für ungleich dramatischer, concentrirter, besser und wirksamer hielte, worauf denn ein: »Ihr junges Volk versteht es freilich viel besser!« – doch sonder Groll – und am Schlusse das obligate: »Nun, nun! Das ist ja ganz schön« lächelnd erfolgte.
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