1817, März.
Mit Eduard Genast
[Nachdem Anton Genast auf Betrieb der Frau v. Heygendorff genöthigt gewesen war, seine Entlassung als Hofschauspieler zu nehmen, ging er zu Goethe, sich zu verabschieden.]
Goethe empfing ihn mit den Worten: »Alter Freund! es thut mir leid, daß die Sache sich so gestaltet hat und wir in geschäftlicher Beziehung scheiden sollen; doch Ihr selbst seid ja damit einverstanden. Wo ich Eures Raths bedarf, werde ich ihn nach wie vor in Anspruch nehmen.« Mein [Eduard Genast's] Vater erwiderte: »Ew. Excellenz wissen, wie treu ich Ihnen [277] ergeben bin, darum brauche ich Ihnen nicht erst die Versicherung auszusprechen, wie schmerzlich mir es ist, nicht ferner in Ihrer Nähe weilen zu dürfen. Aber was meine Stellung beim Theater anlangt, so kann ich nur sagen, daß ich mich herzlich darüber freue, dieser nun enthoben zu sein; denn nur Ew. Excellenz Wohlwollen und freundliche Nachsicht haben mir in den letzten Jahren meine Last erleichtert, die man mir von anderer Seite her möglichst erschwert hat. Meine Entlassung, fürchte ich, ist nur die Exposition des Ganzen, was man vorhat, und wenn mich meine Beobachtungen nicht trügen, so werden mir Ew. Excellenz bald nachfolgen.« Goethe sah den kühnen Sprecher mit einem stolzen Blick an und erwiderte: »Glaubt Ihr nicht, daß der Capitän, der die Kraft seines Schiffes kennt, es ohne seinen alten Steuermann regieren wird?« – »Ganz gewiß, Ew. Excellenz,« war die Antwort meines Vaters; »aber man wird Ihnen das Steuerruder aus der Hand zu nehmen wissen.« Ohne ein Wort hierauf zu erwidern, entließ Goethe mit einem kurzen Kopfnicken meinen Vater.
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