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An Philipp Seidel

[14. Oktober.]

Hier wieder Briefe die das nötige enthalten. Was Dich betrifft du thust vor wie nach als wüßtest du nicht wo ich sei.

Heute d. 14. Oktbr. geh ich von Venedig. Ich habe diese wundervolle Stadt recht wohl gesehn. Du erhälst mit der Fahrenden ein Packet das du der Fr. v. Stein zustellst und eine Kiste, die du eröffnest und die darinn enthaltnen Sachen nach der dabey befindlichen Anweisung austheilst. Die Kiste wird später kommen.

[34] Ich bin wohl und sehe auf diese Art fast mehr, als wenn ich mit mehreren Umständen und Empfehlungen reiste. Mit Lohnbedienten besonders hier bin ich sehr glücklich.

Von Florenz aus schreib ich mehr und dann auch wohin du mir schreiben und schicken sollst.

In der Stella ist noch etwas zu verändern wenn es nicht schon Herder bemerckt hat. Auch diese Veränderung soll mit der Iphigenie kommen, die ich hier nicht habe beendigen können. Es kommt auf einige glückliche Tage an; so ist sie fertig. Auch hat es gewiß keine Eile; denn an Werther und Götz von Berlichingen p haben sie eine Weile zu drucken. Lebe wohl. Genieße und gebrauche der Zeit. Meine Einsamkeit bekommt mir wohl, doch freu ich mich nach so langem Fasten, des guten Tischbeins in Rom.

Ich habe die Briefe nur sauber geleimet und nicht gesiegelt, sieh zu daß du etwa eine saubre Antike findest und siegle jeden hübsch in die Mitte des breitsten Überschlags und sende sie an die Behörden.

NB das Packet was mit der Fahrenden ankommen sollte kommt auch erst mit der Kiste und zwar ist es nicht drinnen, sondern in der Emballage, in Wachstuch eingewickelt, versiegelt, und mit meiner Adresse versehn. Wenn du also das äussere Tuch abnimmst wirst du es unter dem Stroh finden.

Die Sachen in der Kiste sind alle beschrieben und du wirst sie darnach austheilen und ausheben.

[35] Sage der Frau von Stein: das versprochene Tagebuch würde später kommen, weil es nicht mit der Post, sondern mit Fuhrleuten ginge.

Hrn. Commercien Rath Paulsen kannst du melden Hr. Möller habe in Venedig von Reck und Lamnit 167 französische Livres und 14 Scudi erhalten.

Lebe wohl. Grüße Fritzen und sag ihm er solle nun auch ehstens ein Briefchen von mir erhalten.

Meinen Brief von Verona vom 18. Sept. (glaube ich) mit den Einschlüßen wirst du erhalten haben.

Schreibe mir alles hübsch sorgfältig zu seiner Zeit.

An natürlichen Gegenständen so wie der Kunst halt ich reiche Erndte. Lebe wohl.

[36]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1786 [2]. An Philipp Seidel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9D37-2