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An Eduard Joachim von Münch-Bellinghausen

Hochwohlgebohrner Freyherr
Hochzuverehrender Herr.

Ew. Exzell. vergönnen nach gewohnter Güte, womit Sie so manchen Geschäfts-Antrag aufnehmen, und erwägen, auch dem gegenwärtigen geneigte Aufmerksamkeit.

In der Lage in der ich mich befinde, im hohen Alter eine neue Ausgabe meiner sämmtlichen Wercke zu besorgen, mußte freylich bedacht werden wie die literarischen Erzeugnisse meines ganzen vergangenen Lebens und zugleich diese lezten, nicht geringen Bemühungen mir und den Meinigen ökonomisch zu Gute kommen möchten.

Dabey that sich denn die Frage hervor: ob nicht von der hohen Bundes-Versammlung ein Privilegium für diese neue Ausgabe, auf geziemendes Ansuchen zu erhalten wäre? Ein Gedancke der sich auf die Voraussezung stüzt: daß die Höchsten Herren Herrscher und Gewalthaber dasjenige was Höchst Sie sonst [98] einzeln verliehen auch jetzt wohl vereint zu gewähren, und so einen Ackt verbündeter Souverainität auszuüben geneigt seyn möchten.

Um nun aber, im Falle eines möglichen Ablehnens aller Beschämung zu entgehen und mich im Stillen zu beruhigen, wendete ich mich in ehrfurchtsvollem Vertrauen an Ihro des Herren Fürsten Metternich Durchl. da ich von Höchstdenenselben, mehrere Jahre her vorzügliche Gnade und Begünstigung erfahren. Ich überreichte ein an die hohe Bundes-Versammlung zu richtendes Schreiben, gnädigster fernerer Leitung bescheidentlich entgegen sehend.

Nun hab ich aber zu vernehmen daß dieser von mir gewagte Schritt günstigst aufgenommen und eine Beförderung meines Schreibens an die hohe Versammlung gnädigst beschlossen worden.

Meine Schuldigkeit ist es nunmehr, da eine für mich so wichtige Sache zuförderst in Ew. Exzell. Hände gelangt und Dero Geneigtheit ein glücklicher Ausgang anheim gegeben ist, desfalls schuldige Anzeige zu thun und die weitere Leitung Ihrer kräftigen Einwirkung geziemend zu empfehlen.

Möge die Bedeutsamkeit, welche dieses Anliegen für mich haben muß, Ew. Exzell., bey weiter Umsicht und genauster Kenntniß, indem sich denn doch dadurch ein wichtiger Einfluß auf deutsche Literatur für die Zukunft vorbereiten dürfte.

[99] Und so bleibt mir nur der Wunsch noch übrig: das fruchtbare Wohlwollen, wodurch deutsche Herrscher und Geschäftsmänner mich seit mehreren Jahren beglückt, auch zu meinen Gunsten Jahren beglückt, auch zu meinen Gunsten bey Ew. Exzell. entwickelt zu sehen, und des wichtigen Vorzugs: in späten Jahren neue Gönner zu gewinnen mich in diesem Falle abermals danckbar erfreuen zu können.

Hochachtungsvoll

Ew. Exzellenz

gehorsamster Diener

Weimar d. 1. Febr. 1825.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Eduard Joachim von Münch-Bellinghausen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9B13-F