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An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha

Durchlauchtigster Herzog,
Gnädigster Herr

Die funfzehn Bände Herzoglich Bernhard'scher Papiere habe ich am vorigen Freitage erhalten und übersende sogleich den schuldigen Empfangschein mit unterthänigstem Danke. Sie sind durch Ew. Durchl. gnädige Vorsorge zum leichteren Gebrauche so bequem eingerichtet, daß sie ganz appetitlich aussehen, und[183] ich wünschte mit meinen Vorarbeiten so weit zu sein, daß ich gleich dran gehen und sie nach einander durchsehen dürfte. Um aber nicht das Hinterste zu vorderst und unnöthige Arbeit zu thun, muß ich mich davon zurückhalten. Sie sind, wie ich beim flüchtigen Durchsehen finde, insgesammt von den letzten Jahren des Herzogs, und nun bedaure ich erst, aus eignem Antheile, den Verlust der Schlacht bei Nördlingen, die nun auch mir nach so langer Zeit schädlich wird. Dagegen habe ich aus dem Diarium des von Grün, das mir Ew. Durchl. anvertraut, schon manches Merkwürdige ausgezeichnet, es wird mir, so viel ich noch übersehen kann, wohl die wichtigste Quelle bleiben, woraus ich meine Anlagen wässern kann. Der Antheil, den Ew. Durchl. an meiner Arbeit gnädigst nehmen wollen, macht mir sie doppelt werth, und ich wünschte auf die würdigste Weise dem Hause Sachsen, dem ich mich gewidmet habe, in einem seiner größten Männer meine Verehrung bezeugen zu können, ob ich gleich mir nicht mehr zutraue, als daß vielleicht meine Bemühung einen Andern, der diesem Geschäfte mehr gewachsen ist, aufweckt und reizt. Erhalten mir Ew. Durchl. fernerhin guten Muth durch das unschätzbare Wohlwollen, dessen gnädige Zeichen und Ausdrücke ich auf das Dankbarste empfinde.

Von dem Hofbildhauer Clauer habe ich gehört, daß Durchl. vielleicht einige Stücke Stein zu einem [184] Camine brauchen könnten, sollte der Fall kommen, so bitte um ein accurates Maas, um sehen zu können, ob dergleichen Steine vorräthig sind und sie alsdann auf Ew. Durchl. Befehl entweder roh oder von unserem Künstler, nach einer genehmigten Zeichnung gearbeitet, übersenden zu können. – Der Herzogin und des Prinzen Durchlauchten empfehle ich mich zu Gnaden und unterzeichne mich mit wahrster Ehrfurcht und Ergebenheit

Ew. Durchl.

Weimar,

unterthänigster Diener

den 28. Febr. 1780.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1780. An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-99F7-0