42/190.
An Carl Wilhelm Göttling
Ew. Wohlgeboren
freundliche Aufnahme meiner letzten Sendung gibt mir die Zuversicht daß Sie auch der gegenwärtigen geneigte Aufmerksamkeit werden. Wie mir denn nichts erwünschter seyn kann als die fortwährende Theilnahme an meinen Bemühungen, deren treue Beharrlichkeit, [222] obgleich nur fragmentarisch, aus dem letzten Stücke von Kunst und Alterthum hervorgeht.
Gar sehr wünschte ich wie in voriger Zeit einen Theil des Jahres in Jena zubringen, um mich durch lebhaftes Gespräch in manchen Studien fördern zu können und durch Concentration dasjenige zu gewinnen, was in gegenwärtiger zerstreuter Lage mir nur ein frommer Wunsch bleibt; wie ich mir's denn auch zur Angelegenheit machen würde, Ihren Planen und Absichten auf's willigste entgegen zu kommen.
Des Herrn Grafen Kasper v. Sternberg Excellenz werden Sie bey dessen Besuch in Jena Ihre bibliothekarischen Schätz gewiß mit Vergnügen vorweisen.
In vorzüglicher Hochachtung
ergebenst
J. W. V. Goethe.