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An Carl Friedrich von Reinhard

Dießmal, verehrter Freund, war ich glücklicher und habe die Fürstinn und den Fürsten Repnin gesprochen.

[187] Meine Bemühungen die ich seit den letzten drey Wochen einer großen Maskerade widmen mußte, wurden mir auch dadurch belohnt. Sie werden erzählen, daß ich in einer etwas wunderlichen Gestalt meine Aufwartungen gemacht. Die Maske der Fürstinn war außerordentlich schön und kleidete die schöne Dame sehr gut. Der Fürst erzeigte sich sehr freundlich und sprach über manche interessante Gegenstände, deren weitere Ausführung ich wohl gern vernommen hätte. Sie schienen beyde, so wie Fremde und Einheimische, mit ihrem Abend wohl zufrieden zu seyn.

Sie können denken, daß ich durch diese Erscheinungen von meiner Bahn einigermaßen abgelenkt worden bin. Will ich nicht ganz daraus fallen, so muß ich im März nach Jena gehen, um in absoluter Einsamkeit das Farbenwesen endlich abzuschütteln, das ich Ostern los seyn will und wenn es fragmentarisch geschehen sollte.

Der Cammer Diener des Fürsten nimmt gegenwärtiges Packet mit. Die beyden Maskenzüge welche in diesen Heften celebrirt werden, haben unsere Gäste am 16. vereint auftreten sehen. Möchten Sie beym Lesen einiges Vergnügen empfinden und angereizt werden, sich diese Gestalten durch die Einbildungskraft zu vergegenwärtigen. Mehr will ich jetzt nicht sagen von manchen was mir zu sagen übrig bleibt, weil ich fürchte diese Gelegenheit zu verlieren. Leben Sie recht wohl und lassen Sie mich auch bald [188] wieder vernehmen, daß ich noch in Ihrem Andenken lebe.

Weimar den 18. Februar 1810.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Carl Friedrich von Reinhard. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9832-5