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An Carl Friedrich Zelter

Heute producirt sich Falstaff, und alles ist im Schauspielhause. Die Weimaraner sind billig und hospital und verdienen auch alles Gute, was ihnen geboten wird. Devrient hat den Vortheil, daß er ein merkwürdiges Individuum ist; freylich jetzt in Trümmern, doch immer noch respectabel; und so läßt er die Ahnung, was er war, entstehen, anzüglich für einen jeden, der etwas dergleichen noch fühlen kann. Was haben wir nicht um alte Burgen herumgesessen, um ihnen künstlerische Ansichten abzugewinnen.

Felix, dessen glücklichen Aufenthalt in Rom du meldest, muß überall günstig aufgenommen werden.[71] Ein so großes Talent, ausgeübt von einer so liebenswürdigen Jugend.

Und daß auch du von deiner Wirkung vernimmt, ist wohl kein Wunder. Ottilie liest mir die Abende unsre Correspondenz vor. Es ist doch in uns beiden eine ruhig-stätige, ernst-leidenschaftliche Thätigkeit, immer in gleicher Richtung. nach außen wird wenig gefragt, jeder geht seinen Gang und läßt das Übrige werden. Gestern lasen wir gar töstliche Stellen über die natürliche Tochter.

In einiger Zeit langt auch dein Exemplar der letzten Sendung meiner Werke bey dir an. Ich dacht es nicht zu erleben. Man darf übrigens nur Spargelbeete pflanzen, und im dritten Jahre liegen die Pfeifen in der Schüssel.

Die zwey ersten Acte von Faust sind fertig. Die Exclamation des Cardinals von Este, womit er den Ariost zu ehren glaubte, möchte wohl hier am Orte seyn. Genug! Helena tritt zu Anfang des dritten Acts, nicht als Zwischenspielerin, sondern als Heroine, ohne weiteres auf. Der Decurs dieser dritten Abtheilung ist bekannt; inwiefern mir die Götter zum Ende des Endes steht auch schon auf'm Papiere. Ich möchte diesen zweyten Theil des Faust, von Anfang bis zum Bacchanal, wohl einmal der Reihe nach weglesen. Vor dergleichen pfleg ich mcih aber zu hüten; in der Folge mögen es andere thun, die mit frischen [72] Organen dazu kommen, uns sie werden etwas aufzurathen finden.

Noch ein bedeutendes Würtchen zum Schluß; Ottilie sagt: unsre Correspondenz sey für den Leser noch unterhaltender als die Schillerische. Wie sie das meynt und sich's auslegt, wo möglich nächstens zu guter Stunde.

und so fernerhin.

Weimar den 4. Januar 1831.

J. W. v. G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1831. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-97FA-F