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An Johann Wolfgang Döbereiner

Ew. Wohlgeboren

haben mir durch den ausfürlichen und höchst interessanten Bericht sehr viel Vergnügen gemacht. Es war in dem vergangenen Jahre schon ein großes Verdienst, wenn man das Vorhandene erhalten und sich zu einiger Thätigkeit bestimmen konnte. Ich hoffe es soll besser werden und die den Künsten und Wissenschaften so nöthige Ruhe bald wieder zu uns kehren. Unsere gnädigsten Herrschaften werden die bisherige Aufmerksamkeit auf unsere Jenaischen Anstalten gewiß fortsetzen und was ich zu Ew. Wohlgeboren Zufriedenheit bereiten kann werde ich als eine angenehme Pflicht ansehen. Mögen Sie sich unter der Hand erkundigen, was man für einen Preis auf die benannten Häuser setzt? so käme man dadurch dem Zweck etwas näher.

Mein siebenwöchentlicher Aufenthalt in Berka hat unsere früheren Überzeugungen gleichfalls bey mir bestätigt, und ich habe leider nur allzuoft bedauern müssen, daß die Grundsätze, nach denen das Bad angelegt worden, keineswegs mit der Natur übereinstimmen, ja daß man sich eine weitere Ausbreitung und Benutzung einer so merkwürdigen Naturanlage durchaus erschwert, wo nicht gar unmöglich gemacht hat.

[307] Da man sehr vielen Gyps in der Nähe hat, sollte es nicht, wie ich schon einmal vorschlug, räthlich seyn denselbigen gemahlen auf die Oberfläche der Wiesen unter dem Vorwande als wenn man die Erzeugung des Klees befördern wollte auszustreuen; Gypswasser würde alsdann erzeugt, das sich, nach Ihren schönen Erfahrungen, vielleicht zerfetzte und den Schwefelgehalt des Schichtwassers vermehrte. Daß ein elektrisch-chemischer Proceß fortwährend vorgehe, um diese Schwefelwasser unter der Oberfläche zu erzeugen, ist auch daraus ersichtlich daß die atmosphärischen Veränderungen großen Einfluß auf den Gehalt haben; bey androhendem Gewitter, und also bey dem Falle des Quecksilbers, ist der Gehalt viel stärker; an einem solchen Morgen konnten es die Leute für Schwefelgeruch in der Küche kaum aushalten, auch mir war es im Bade sehr auffallend.

Mich ganz zu geneigtem Andenken empfehlend

ergebenst

Weimar d. 2 Jul. 1814.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Johann Wolfgang Döbereiner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-975D-F