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An Johann Heinrich Meyer

Ihr Schreiben, allertheuerster Freund, mit der schönen Inlage ist mir geworden, wofür ich zum besten danke. Von Genf ist noch nichts zu vernehmen gewesen, deshalb wir denn das Nöthige noch zusammen werden besprechen können.

Von Berlin aus trug man an, den innern runden Raum des Revers in zwey Theile zu theilen, in dem oberen das Viergespann des Helios hervorsteigen zulassen; der Kopf des Gottes sollte unter der Waage zu stehen kommen. Nach gemeinsamer Berathung ließen wir uns das gefallen, weil es wirklich in der mitgesendeten Zeichnung gut aussieht. Sie wollten aber auch am Thierkreise mäkeln, welches wir ablehnten.

Mir gereicht zum höchsten Troste daß Sie ohne Anstoß nach Carlsbad gelangt sind, die Cur bekommt Ihnen gewiß gut und ich hoffe das Beste für die Folge.

Hier weiß man von nichts als freudigem Getümmel; das neue Gesellschaftshaus in Berka wird heute eingeweiht, morgen das Schauspielhaus gerichtet. Das gibt zu soviel Zerstreuungen Anlaß und die Zerstreuungen wieder zu soviel zerstreuendem Klatsch daß die Müßigen es nicht besser wünschen können. Ich [235] halte mich wie immer im Stillen und komme vorwärts in meinen Arbeiten und so können wir bey nächster Zusammenkunft in manchen Guten weiter schreiten.

An Schorn hab ich ein freundlich allgemeines Wort gesagt, das Nähere wenn Sie wieder kommen. Da wir indessen das Bild wieder wegschicken müssen, so laß ich es von Schmeller in schwarzer Kreide in eben derselben Größe copiren, theils behält man doch den Hauptbegriff vor Augen, theils erfährt man was unser unser Mann vermag.

Von Martius hat mir, außer dem Abschluß des großen Palmenwerks, noch manches Angenehme zugesendet; auch zeigt ein umständlicher Brief, daß man ihn unter den mitlebenden Naturforschern sehr hoch zu stellen hat.

Drey bis vier englische Werke auf die griechischen Angelegenheiten der Zeit zwischen 1823 und 24 bezüglich, vor, mit und nach Byron, versetzen unmittelbar in die dortigen Zustände; das Individuelle der wirkenden Menschen und Partheyen ist höchst merkwürdig, und man kann sich daraus einen ganz eigenen Zustand auferbauen, wornach denn die Gegenwart sich einigermaßen beurtheilen und die Zukunft vorahnen läßt. Seit Ihrer Abreise hat mich dieß in ruhigen Stunden meist unterhalten.

Ein Sänger von unserm Zelter gesendet meldet sich an, meine Tochter die ihn gehört hat lobt ihn gar [236] sehr, da werd ich denn auch wieder einmal willkommene Töne vernehmen.

Alles Gute möge mit Ihnen seyn.

treu angehörig

Weimar den 24. Juni 1825.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-95E9-3