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An Johann Carl Ludwig Schorn

Euer Wohlgeboren

erhalten hiebey den versprochenen Aufsatz welcher die Gedanken der Weimarischen Kunstfreunde über die eingesendeten Zeichnungen enthält. Möchten die diesseitigen Ansichten mit dem Urtheil der Stuttgarter Kenner und Liebhaber zusammen treffen und Sie davon in dem Kunstblatte einen gefälligen Gebrauch machen. Den anzufügenden Umriß, wenn ihn der Künstler gebilligt hat, werden Sie auch ohne Bedenken beylegen und so die Angelegenheit beschleunigen können.

Sodann erbitte mir von Nummer des Kunstblattes eine Anzahl Abdrücke für hiesige und auswärtige Freunde.

Danken Sie Herrn von Cotta bestens für die Veranlassung, welche so schöne Furcht getragen hat; auch seyen die sämmtlichen Künstler in meinem Namen gegrüßt. Herr Leybold wird an unserer Entwickelung[266] sehen, daß wir in seine Gedanken einzudringen versucht haben. Das Weitere behalten wir uns vor in Kunst und Alterthum zu entwickeln, denn ein Werk dieser Art ist unerschöpflich, es regt einen guten Ge danken nach dem andern.

Ich habe mir es daher durch einen jungen geschickten Künstler genau in derselben Größe mit schwarz und weißer Kreide auf grau Papier nachbilden lassen, und wenn die Copie auch den Geist des Originals nicht ganz wieder gäbe kann man doch zufrieden seyn die Idee des Ganzen und die Intentionen des Einzelnen klar vor Augen zu haben, und mit Fremden und Einheimischen sich darüber zu besprechen.

Und so bleibt denn immer eine glückliche Nachbildung in Steindruck durch den Künstler selbst höchst wünschenswerth, und ich verspreche mir davon für Kunst und Kunstkenntniß vielfaches Gute, denn ein hoher Begriff, meisterhaft dargestellt, muß für den Augenblick und in alle Zeiten sich wirksam erweisen.

Die Kiste wohl eingepackt soll mit der nächsten Fahrgelegenheit abgehen und die hierher gesendete Declaration dem Frachtbrief hinzugefügt werden, mit den besten Wünschen einer glücklichen Rückkehr; wie ich denn mit dem freundlichsten Dank mich nunmehr zu geneigtem wohlwollenden Andenken bestens empfehle. Sie haben ihn durch die fortgesetzten Bemühungen um diese Angelegenheit vielfach verdient, wodurch Sie uns allen, besonders aber mir das größte Vergnügen sowohl [267] durch ein gegenwärtiges Anschauen als durch Erinnerung an vergangene glückliche Zeiten thätig verschafft haben, und es wird sich dar aus noch manches Angenehme und Nützliche entwickeln. Auch den Herren Boisserées bitte mich bestens zu empfehlen.

ergebenst

Weimar den 31. Juli 1825.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Johann Carl Ludwig Schorn. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9185-5