15/4409.

An Christiane Vulpius

Nun bin ich acht Tage hier und befinde mich ganz leidlich. Obgleich Pyrmont mich nicht gänzlich von meinen Übeln befreyt hat; so muß ich doch hoffen daß (wie die Ärzte sagen) die beste Wirckung nachkommt. Ich will mich hier noch einige Zeit in Ruhe halten und im Stillen fleißig seyn, wozu ich auf der Bibliotheck die beste Gelegenheit habe. Indessen, da die Briefe von hier aus manchmal so langsam gehen, will ich dir voraus meinen Plan sagen: Ich wünsche daß du Sonnabend d. 15ten August in Cassel eintreffest, ich werde an demselbigen Tage auch anlangen. Du kehrst im Posthause am Königsplatz, bey Mad. Goullon ein, wer zu erst kommt macht Quartier, so daß wir zwey Zimmer haben, eins für dich und Gustel, eins für mich und den Professor. Mache diesem mein [248] schönstes Kompliment und sage ihm daß er ja sich losmachen und mit dir kommen soll. Indessen sagt niemanden daß ich so lange ausbleibe. Bringe einiges Geld mit, etwa 100 rh. und laß dir von unserm Nachbar Goullon ein Briefchen mitgeben, das du aber erst in den letzten Tagen zu fordern brauchst.

Ich freue mich herzlich dich wieder zu sehen und mit dir in Cassel, unter soviel neuen und schönen Sachen, einige Tage zuzubringen. Ein recht zierliches Unterröckgen und einen großen Schaal, nach der neusten Mode, bring ich dir mit. In Cassel kannst du dir ein Hütchen kaufen und ein Kleid, sie haben die neusten Waaren dort sogut als irgendwo.

August ist gar lieb und gut und macht mit allen Menschen Freundschaft, du wirst dich recht freuen wie er zugenommen hat, wenn du ihn wieder siehst. Lebe wohl, behalte mich lieb und sey überzeugt daß meine Liebe gegen dich unveränderlich ist. Schreibe mir gleich wenn du diesen Brief erhältst, damit ich doch auch weiß wie dirs geht und setze auf die Adresse Bey Herrn Instrumentmacher Krämer, an der Allee.

Göttingen d. 21. Jul. 1801.

G.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1801. An Christiane Vulpius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-90C1-1