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An Carl Friedrich Zelter
Dein zweyter lieber Brief liegt nun auch vor mir und ich schreibe gleich. Eh ich mich gefaßt hätte wollte ich nichts sagen: denn ich war über die gehäuften Übel doch ein wenig auseinander. Nun aber gehts wieder in's klare und glatte. Meyer ist beynahe geheilt und wieder bey mir. Das Bad bekommt mir sehr wohl, es ist ein Schwefelwasser das sich dem Weilbacher nahezu vergleicht. Es wird gebadet und getruncken. Der Ort ein heitres Landstädtchen, nach sächsischer Art. Sehr anmutig gelegen. Auf den nächsten Höhen sieht man den Ettersberg und Inselsberg, man findet sich recht mitten in Thüringen. Auch gelingt mir manche Arbeit. Unser Rochusfest von 1814 [140] ist sogut als fertig. Es soll den zweyten Heft beleben. Ich möchte dir es gern vorlegen, daß es recht vollständig würde. Einiges mag mir entgangen seyn.
Daß du meine Ableitung der neuen Kunst aus der alten so freundlich aufnimmst, freut mich sehr. Ich bin mir überzeugt einen guten Grund gelegt zu haben. Dein Paralellism mit der Music ist sehr willkommen.
Byzanz steht für Constantinopel, es ist der alte Nahme, paßt besser in den Styl und wird in Sachen der bildenden Kunst gewöhnlich gebraucht.
Schreibe mir doch den scizzirten Paralellismus etwas ausführlicher fürs zweyte Heft damit das fruchtbare solcher Ansichten erscheine. Denn die lieben Deutschen kenn ich schon: erst schweigen sie, dann mäckeln sie, dann beseitigen, dann bestehlen und verschweigen sie.
So eben erhalt ich auch von Jena vier erste Aushängebogen der Italiänischen Reise. Der erste Brief datirt d. 3. Sept. 1786. Was sagst du dazu?
Mir ist es wundersam und rührend zu sehen was wir für arme Narren sind, die wir es so bitter ernst nehmen und doch sind wir, im besten Sinne, Narren in unserm Sack. Und nun lebe wohl! Plane mag ich nicht machen; Unter vier Wochen geh ich hier nicht weg, wenn mich der Engel des Herren nicht beym Schopfe faßt. Wo möglich laß uns auf deiner Rückkehr zusammentreffen.
Tennstedt d. 9. Aug. 1816.
G. [141]