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An Carl Ludwig von Knebel

Du kannst wohl denken, theuerster Freund, welchen traurigen Eindruck der Unfall unserer verehrten Großherzogin auf mich gemacht hat, doppelt und dreyfach, gerade in einer Zeit, wo ich mich in eine ruhige thätige Winterstellung einzurichten gedachte. Nun ist durch eine solche, wahrhaft öffentliche Calamität das häusliche Behagen gänzlich aufgehoben, da man ja die Vorstellung ihrer Leiden und der zu besorgenden Folgen nicht los wird. Es geschahe eben da ich eine Botschaft von ihr erhalten hatte, ihr aufzuwarten. Man hört zwar nur verhältnißmäßig Gutes, allein es ist doch immer nur von mindern Übeln die Rede. Die nähern Umstände wird man dir gemeldet haben, deshalb ich darauf nicht eingehen will.

Hofrath Meyer ist zurückgekommen, höchst vergnügt über seinen Berliner Aufenthalt. Von Kunstschätzen und Kunstthätigkeit hat er gränzenlos zu erzählen, und wir werden manches öffentlich zur Sprache bringen.

Die Meinungen sind wohl und munter, auch mir geht es gut; doch vermisse die jenaischen Berge, Thäler und Freunde gar sehr.

Es ist mir der Gedanke gekommen, andere Zudringliche nachzuahmen, die dich unversehens überfallen und sich bey dir einquartiren; an einem [12] hübschen Tage bist du nicht sicher. Mein Gartenhaus habe ganz degarnirt und kann doch den Gedanken, euch sechs Monate nicht zu sehen, keineswegs bey mir gelten lassen.

Nun lebe wohl, grüße alle und jede deiner Umgebung und gedenke mein.

treulichst

Weimar den 11. November 1820.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8E5B-9