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An Johann Heinrich Meyer

Viel Glück, mein lieber, zu Ihrer Ankunft in Dresden und viel Danck für die umständliche Nachricht von dem was Sie unterwegs von Kunstsachen gesehen haben, fahren Sie ja so fort mich und die Freunde zu erfreuen.

Nun aber vor allen Dingen zu dem was vorzunehmen wäre und da möchte guter Rath theuer seyn. Des rohen Colorits des Carrachischen Genius erinnere ich mich freylich und da dieses in der Kopie nicht zu vermeiden seyn möchte, so wäre freylich besser davon zu abstrahiren als ein den Augen unangenehmes Bild[159] darzubringen. Sollten Sie nicht Luft haben die Titanische Venus zu unternehmen? Denn die beyden andern von Guido und Guercin sind wie Sie wohl bemercken, nicht ganz zu unserm Zwecke. Durchl. der Herzog ist nicht hier und also eine völlige Entscheidung bey so zweydeutigen Umständen schwer. Die Hauptsache ist daß Sie nichts unternehmen als womit Sie unter den gegebnen Bedingungen glauben fertig zu werden. Wäre die Venus so ein Bild, so wollte ich dazu rathen. Und es müßte doch auch eine schöne Übung seyn nach Titian ein Nackendes zu arbeiten. Schreiben Sie mir sogleich darüber und die Grösse der Leinewand die Sie brauchen. Sie haben noch immer Vorarbeit genug eh es ans Mahlen kommt. Melden Sie mir wozu Sie Lust und Zutrauen haben, darauf kommt alles an.

Ich habe mich in Ihre Zimmer einquartiert und lasse die Gartenstuben indeß einrichten, es wird ein artig klein Quartier. Ich bin auf allerley Weise beschäftigt und es ruckt doch so eins mit dem andern fort.

In Franckfurt findet sich kein Papier blau ins röthliche scheinend wie wir es wünschten, Nothnagel sagt man könne so eine Art changeant im Papier nicht darstellen. Die Frage wäre also ob man das erste Zimmer von diesem violet, das zweyte von diesem rötheren nähme? [160] Die Farben gehen gut zusammen, nur fürchte ich Gold und goldne Rahmen stehen nicht gut auf beyde, am wenigsten aufs letzte. Sagen Sie mir Ihre Gedancken.

Der Fürst v. Dessau ist hier. Ich muß eilen und schließen. Nächsten Posttag mehr und noch einige Anfragen.

Viele Grüße an alle die meiner gedencken.

W. d. 15. May 1794.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1794. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8E1F-2