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An Heinrich Mylius

Euer Hochwohlgeboren

geneigtes Festgeschenk ist mir in diesen Tagen glücklich zugekommen, und ich säume nicht dafür meinen verpflichteten Dank abzustatten. Ich werde dadurch an bedeutende Personen erinnert und an vorzügliche Künstler, lerne von beiden interessante neue kennen; und sowohl meine Einsicht in die Geschichte als in die neuste Kunst des Medaillirens wird bedeutend vermehrt. Daß die Anerkennung dieser Geneigtheit gründlich sey darf ich daher nicht weiter betheuern.

Sodann halte ich mich gleichfalls Denenselben verpflichtet, daß Sie einen Irrthum, den ich in Absicht des Herrn de Cristofori begangen, durch schickliche Behandlung haben verbessern wollen. Ich erhalte so eben von diesem werthen Manne ein Schreiben, wodurch er mir eine Sendung Fossilien ankündigt; ich werde [101] deren Ankunft erwarten, um demselben der Sache gemäß zu antworten, auch Dank und Schuld abzutragen. Wollen Sie ihn unterdessen versichern, daß ich seinen Wunsch: Insecten unsrer Gegenden zu besitzen, möglichst zu befördern suchen werde, die ich als eine freundliche Gegengabe für so manche Bemühung und Mittheilung anzunehmen bitte.

Die Absendung meiner Werke werde nächstens besorgen, sie soll sogleich erfolgen, sobald die sechste Lieferung von der Messe mir zukommt. Ich kann das vorgeschrittene Werk alsdann bis zum dreyßigsten Bande zusenden, woraus ich wünsche daß sowohl Dieselben als Ihre Frau Gemahlin und allenfalls auch sonstige Freunde der deutschen Sprache einiges Vergnügen schöpfen mögen.

An Herrn Canzler v. Müller lege ein Blättchen bey, welches an ihn, wo er sich auch befinden möge, vielleicht bey seinem zweyten Besuch in Mayland gelangen zu lassen bitte. Von seinem ersten kurzen dortigen Verbleiben hat er uns mit großer Zufriedenheit gemeldet, die gute Aufnahme in Ihrem Hause gerühmt, ingleichen die Gefälligkeit des Herrn Cattaneo und den günstigen Empfang, den er bey Herrn Manzoni genossen.

In Betreff der Münzen habe noch besonders für die den Herrn Beccaria vorstellende auf das allerverbindlichste zu danken, welches dessen Herrn Sohn, der das Glück hat sich eines solchen Vaters zu rühmen, geneigtest zu bekennen bitte. Schon längst hab ich[102] mir ein Bildniß dieses ausgezeichnet wirksamen und verehrten Mannes gewünscht, und nun ist das gegenwärtige so charakteristisch und natürlich, zugleich aber so kunstreich daß es Herrn Mercandetti die größte Ehre macht. Verziehen sey mir daß ich die Verdienste der übrigen Künstler nicht namentlich bezeichne, denn ich eile Gegenwärtiges fortzuschicken, da ich denn nur noch bitte Herrn de Cristofori auf sein letztes gefälliges Schreiben zu versichern daß ich seinen Wünschen in Absicht auf inländische Käser möglichst werde suchen entgegen zu kommen, auch deshalb nächstens das Weitere vermelden werde.

Indem dieses geschrieben wird finden sich schon eine Anzahl inländischer Käfer bey mir ein; sobald ihrer hinreichend sind, um eine Sendung zu veranstalten, melde ich solches an Herrn de Cristofori unmittelbar und schicke das Kistchen wohl emballirt an die Herrn J. M. Grubers Erben in Lindau am Bodensee.

Hochachtungsvoll

Danckbar verpflichtet

Weimar den 11. October 1829.

J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Heinrich Mylius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8D6E-7