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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Hochwohlgeboren

darf mit der reinsten Wahrheit versichern, daß gerade das Höchstvorzügliche Ihrer Arbeiten, welche Sie unserm verewigten Fürsten gewidmet, mich gehindert hat, bisher meinen schuldigen Dank für die Übersendung abzutragen. Denn Ihre Darstellungen, wie ich mich wieder zu denselben wendete oder auch nur deren gedachte, erneuerten meinen Schmerz so lebhaft, daß ich die Gedanken davon wieder abzulenken genöthigt war. Und was mußte auch ein solches Talent, auf einen solchen Gegenstand gerichtet, nicht hervorbringen! Hier findet sich das Außerordentliche ohne Übertreibung und das Gewöhnliche ohne Gleichgiltigkeit.

[167] Sie haben unsern Mann und Fürsten durch und durch gekannt, zu seinen edel-großen Zwecken viele Jahre mitgewirkt und daher wußten Sie das in seinem eigentlichsten Werth zu schätzen, was andere wohl im Allgemeinen gelten lassen, aber auf keine Weise in seiner Eigenthümlichkeit zu würdigen verstehen.

Hier darf ich nun nicht weiter fortfahren, sonst komme ich in den Fall, gegenwärtigen Brief unvollendet liegen zu lassen wie manche andere, deren Inhalt mir keineswegs genügen wollte, wenn ich ihn mit demjenigen verglich, was hätte gesagt werden sollen.

Wenn nun Ew. Hochwohlgeboren mitempfinden, wie die Erinnerung an mein vergangenes Leben durchaus verflochten sey in die Erinnerung an den Lebensgang des außerordentlichen Mannes, so werden Sie sich gleichfalls überzeugt halten, daß ich Ihrer, als eines der vorzüglichsten Mitwirkenden, immerfort anerkennend zu gedenken habe.

Erhalten Sie mir auch fernerhin eine wohlwollende Theilnahme und bleiben meiner vorzüglichen lebenslänglichen Hochachtung gewiß.

Ew. Hochwohlgeb.

gehorsamster Diener

Weimar den 16. Februar 1829.

J. W. v. Goethe. [168]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C35-B