8/2514.

An den Herzog Carl August

[14. October.]

Noch ein freundliches, frohes Wort aus der Ferne, ohne Ort und Zeit. Bald darf ich den Mund öffnen und sagen wie wohl mir's geht. Ich bin gesund und hoffe von Ihnen und den Ihrigen das Beste, wie wird mich's freuen auch wieder ein Wort von Ihnen zu sehen.

Wie sonderbar unser Zusammenseyn im Carlsbad mir vorschwebt, kann ich nicht sagen. Daß ich in Ihrer Gegenwart gleichsam Rechenschafft von einem großen Theil meines vergangnen Lebens ablegen mußte, und was sich alles anknüpfte. Und daß ich meine Hegire just von Ihrem Geburtstag datire. Alles dieses läßt mich abergläubischen Menschen die wunderlichsten Erscheinungen sehn. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

[33] Die Zeitungen lehren mich etwas spät, wie es in der Welt bunt zugeht. Görz im Haag, der Statthalter und die Patrioten in Waffen, der neue König für Oranien erklärt! Was wird das werden? an allen Ecken und Enden saußt das Menschengeschlecht wieder einmal. Und ich indeß, mitten in dem was der Krieg erwarb (Fleiß und Klugheit nicht ausgeschloßen) genieße der schönsten Gaben des Friedens. Wie oft wünsch ich Sie zu mir um Sie manches Guten theilhaftig zu sehn.

Leben Sie recht wohl, bleiben Sie mir, empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn. Ehstens mehr und, wie man zu sagen pflegt, ein vernünftig Wort.

Leben Sie recht wohl. Es versteht sich daß man glaubt Sie wißen wo ich sey.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1786 [2]. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8A61-C