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An Sara von Grotthuß

Weimar, den 28. October 1810.

Sie sollen, theuerste Freundin, recht herzlichen Dank haben, daß Sie uns durch Ihren lieben Brief, dem wir lange hätten zuvorkommen sollen, auf eine so freundliche Weise beschämen. Wir freuen uns zu[409] hören, daß Sie mit dem Erfolg Ihrer Badecur nicht ganz unzufrieden sind. Nachdem wir in Freyberg, Chemnitz und Löbichau Bergwerke, Fabriken und schöne Damen besucht, sind wir in Weimar angelangt, und wurden daselbst von Hof-, Theater- und Gesellschaftsangelegenheiten sogleich umfangen, so daß unser Blick nach außen für die erste Zeit ganz umnebelt war. Selbst jetzt geht es noch ein bischen bunt her. Verzeihen Sie also diesem eiligen Schreiben.

Nach der Ankündigung ist dieser ehrwürdige Körper sehr disproportionirt. Nimmt die medicinische Facultät, wie billig, den untern Theil des Rumpfes ein; so muß man sagen, daß es ein wohlbeleibter Körper ist. Anderer Bemerkungen enthalte ich mich. Doctor Riemer empfiehlt sich zum allerbesten, dankt für das Andenken, und wünscht auch seine Freunde Ihnen immer empfohlen.

Nun aber empfehle ich Ihnen meine Küche, und meine Tafel, für welche Sie mir zu rechter Zeit einige Leckerbissen zu senden versprochen haben, als da sind: Kaviar, Sander und Dorsche. Mögen Sie mir eine förmliche Rechnung Ihrer Auslagen senden; [410] so verbinden Sie mich ungemein und geben mir Muth, Sie um Fortsetzung solcher Gefälligkeiten zu bitten. Aus unsern mittelländischen Gegenden können wir kaum etwas Andres als papierene Äquivalente anbieten. Leben Sie recht wohl und bleiben Sie unserer aufrichtigen dankbaren Anhänglichkeit überzeugt.

Goethe.

Dem Herrn Gemahl die besten Empfehlungen.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Sara von Grotthuß. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8107-D