16/4655.
An Friedrich Justin Bertuch
Ew. Wohlgeb.
eine vertrauliche Eröffnung zu thun, werde durch verschiedene Umstände bewogen.
Schon lange sind mir die Mißhelligkeiten, welche, zwischen unsern Jenaischen Lehrern, sich in heftigen Ausbrüchen gezeigt, so wie andern Freunden der Wissenschaft, höchst bedauerlich gewesen, weil offenbar dadurch ein so schönes Institut manchen Schaden erleiden mußte. Leider haben hiezu manche nicht genugsam überdachte Ausdrücke in periodischen Blättern und Schriften die nächste Veranlassung gegeben. Die Übel, welche daraus entstanden, habe ich als Privatmann innig bedauert.
Nun tritt aber ein Umstand ein, der mich, im Geschäftsgange, aufmerksam macht. Die zur Oberaufsicht über das neue botanische Institut im Fürstengarten zu Jena bestellte Commission hat bey der Correspondenz, welche sie wegen Wiederbesetzung der, durch den Tod des Professors Batsch erledigten Stelle geführt, zu bemerken gehabt, daß man gedachtes Institut auswärts verrufen und dadurch Personen, von der Annahme des Rufs, abschrecken wollen.
Ohne untersuchen zu wollen woher solche Insinuationen gekommen seyn mögen, sieht sich fürstl. Commission veranlaßt besonders die Herrn Redacteurs der [225] allgemeinen Litteraturzeitung auf alles dasjenige aufmerksam zu machen, was ihr sowohl wegen des Instituts selbst als wegen den litterarischen Arbeiten des nunmehr dabey angestellten Professor Schelvers eingesendet werden könnte. Man muß ausdrücklich wünschen, daß nichts unangenehmes, noch verkleinerndes vorkommen möge, damit eine, im Wachsen begriffene Anstalt nicht gehindert noch verletzt werde.
Ew. Wohlgeb. ersuche ich um diese Gefälligkeit im Nahmen fürstl. Commission nicht ohne höheres Mitwissen und bin zu allen Gegendiensten gerne bereit.
Weimar am 13. May 1803.
J. W. v. Goethe.
Nachschrift. Professor Schelver wird zu Einleitung seiner Vorlesungen ein kurzes Programmschreiben, wovon ich eine Anzeige für die Litteraturzeitung einzusenden nicht abgeneigt bin.
G.