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An Carl Ernst Schubarth

[Concept.]

Ihre Angelegenheit, mein Werthester, ist in Berlin zwar langsam aber doch auf eine Weise vorbereitet worden, daß ich Sie nun auffordern kann deshalb die nöthigen Schritte zu thun, wobey ich Sie ersuchen muß genau nach denen Andeutungen zu verfahren, wie Sie solche nachstehend verzeichnet finden.

Sie setzen ein Schreiben auf an des Herrn Minister v. Altenstein Excellenz, in welchem Sie sich in Hoffnung demselben nicht ganz unbekannt zu seyn die Erlaubniß erbitten, in Bezug auf Ihre gegenwärtigen Zustände ein geziemendes Gesuch vorzutragen.

[250] Sie geben hierauf ein kurzes curriculum vitae, bezeichnen Ihren Geburtsort und das Jahr Ihrer Geburt. Sie erwähnen Ihrer ersten Bildung im Allgemeinen, sprechen von Ihren akademischen Studien und in's Allgemeine strebenden Cultur etwas umständlicher. Ihre Bemühungen um deutsche Literatur führen Sie gleichfalls an, und als Beyspiel, was Sie über meinen Faust und sonst öffentlich nicht ohne Beyfall dargelegt. Ihres Berliner Aufenthalts erwähnen Sie von der literarischen Seite, lassen aber ja nichts von Ihren dortigen früheren Verhältnissen und Hoffnungen merken.

Sie melden darauf Ihre Rückkehr nach Schlesien, erwähnen Ihre Verheirathung, alles nur kürzlich; setzen aber Ihre Bemühungen um das Alterthum ausführlicher heraus: besonders was Sie für den Homer gethan, wovon Sie eine gute Aufnahme und bedeutende Einwirkung gar wohl bescheidentlich anführen dürfen.

Nunmehr tragen Sie vor, wie Sie auf diesem Wege zu dem Entschluß gekommen, sich dem Lehrfach zu widmen, um durch die erlangten Kenntnisse andern nützlich zu werden. Daß Ihnen dieses gelungen legen Sie Zeugnisse vor von Eltern oder Vormündern Ihrer Schüler, auch sonstigen bedeutenden Gönnern, und setzen Ihre bisherige Thätigkeit in ein gutes klares Licht. Hierauf nun gründen Sie Ihre bescheidenen Ansprüche auf eine Anstellung im Staatsdienst [251] und empfehlen sich der Einsicht und dem Wohlwollen des Herrn Ministers.

Alsdann stellen Sie vor, daß Ihnen die gesetzmäßige Form eines Eintritts in solche Verhältnisse gar wohl bekannt sey, wie nämlich durch ein vorgeschriebenes Examen der hiezu sich Meldende erst seine Qualification zu bethätigen habe; bemerken aber zugleich, daß in Rücksicht auf Ihre vorgeschrittenen Jahre, Ihre bisherigen Leistungen, auf den obschon auswärts erlangten Doctorgrad, ein geneigtes Einsehen wohl zu hoffen sey und die förmliche Staatsprüfung nicht gefordert, sondern ein beliebiger, mit weniger Umständen verknüpfter Modus möge substituirt und genügend gefunden werden.

Sie schließen damit, daß Sie sich zu diesem Schritte, Seine Excellenz anzugehen in dem reinsten Zutrauen und der Überzeugung bewogen gefunden, daß gegenwärtige Bitte mit gnädigem förderlichen Wohlwollen werde aufgenommen werden, in der angenehmen Hoffnung, nebst so vielen andern auch Ihr Glück der Gunst des hohen Herrn Ministers zu verdanken, dessen geneigter Beurtheilung und Entschließung alles anheimgebend.

Wenn ich nun zwar nach Vorstehendem Ihnen überlassen könnte, gedachtes Supplicat auszufertigen und sogleich an des Herrn Minister v. Altenstein Excellenz zu übersenden, so liegt mir doch gar zu viel[252] daran, daß jeder Ausdruck abgewogen werde, damit der von dort bekannt gewordene gute Wille sich nicht etwa gestört oder verletzt finden möge. Wie ich denn ausdrücklich wiederhole, daß von Ihnen frühern Zuständen und Hoffnungen in Berlin nicht das Mindeste anklingen dürfe. Die Ursache warum ich dieß verlange werden Sie sich leicht selbst entwickeln.

Senden Sie mir deshalb einen Vorstehendem ganz gemäßen Aufsatz, der mit ruhigem und reinem Zutrauen verfaßt sey. Sie erhalten ihn gleich wieder zurück, denn ich wünschte nun, daß die Sache beschleunigt werde, indem ich hoffen kann, daß meine bisherigen Bemühungen zu Ihren Gunsten werden verwendet seyn.

Womit ich denn wohl zu leben wünsche und mich zu allem ferneren Freundlichen treulichst erbiete.

Weimar den 9. Juli 1827.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Carl Ernst Schubarth. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7F56-C