17/5012.
An Heinrich Carl Abraham Eichstädt
Um die Falkische Recension zu beurtheilen, mußte ich erst die Allemannische Gedichte lesen. Dieses ist nun geschehen, und ich finde leider, daß von ihr gar nichts zu brauchen ist. Der gute Mann ist mit sich selbst und seinen Grundsätzen nicht einig und nun kommen einige Grundsätze auf wunderliche Weise den Allemannischen Gedichten in die Haare. Das zerrt sich nun herum, sodaß man gar nicht weiß, wo man hinsehn soll. Indessen da mich die Gedichte interessiren, will ich sehen, ob ich Ihnen in diesen Tagen eine kurze Recension darüber aufsetzen kann. Vielleicht nehme ich dann auch die Grübelschen Gedichte vor, welche, wenn ich nicht irre, Falk viel höher schätzt, die ich aber caeteris paribus den allemannischen wohl an die Seite setzen möchte.
Die zurückkommende Recension ist recht wacker, wie wir solches von dem Verfasser gewohnt sind.
Der ich von Herzen wohl zu leben wünsche.
Weimar den 16. Januar 1805.
Goethe.