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An Johann Georg Keil

Wohlgeborner,
insonders hochgeehrtester Herr!

Dem Namen eines so hochgeschätzten Dichters wie Calderon den meinigen auf irgend eine Weise beygestellt zu sehen, würde mir jederzeit geschmeichelt haben; vorzüglich angenehm aber ist die Empfindung daß es von Ihnen geschieht, der Zeuge war mit welcher Liebe und Pietät wir seine Productionen aufgenommen und mit sorglicher Zögerung nicht eher die öffentliche Darstellung gewagt, bis wir eines allgemein Effects vergewissert waren.

Nehmen Sie daher meinen aufrichtigsten Dank, daß Sie mich auf diese schöne Weise an jene Zeit erinnern wollen, wo Sie noch zu den Unsern gehörten und mir sowohl in öffentlichem Geschäft als in eigenen Angelegenheiten beygestanden, wovon mir noch die erfreulichsten Denkmale übrig geblieben. Möge das Glück, das Ihren Vorzügen und Verdiensten geworden, Ihnen und den theuern Ihrigen treu und beständig verbleiben; mir aber erlauben Sie daß ich irgend eine Gelegenheit ergreife, Sie durch eine freundliche Erwiderung an mich zu erinnern.

Einige Unruhe jedoch hat mir Ihre angenehme Sendung, wie ich nicht läugnen darf, gegeben: den Wunsch, diese in so einladendem Abdruck vor mir[234] liegenden Schauspiele im Original genießen zu können; ein Verlangen welches freylich nur durch Ihre Nähe und Gegenwart befriedigt werden könnte.

Mein auch fernerhin geneigt zu gedenken bittend

ergebenst

Weimar den 12. April 1820.

J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Johann Georg Keil. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7A30-C