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An Christian Daniel Rauch
In Erinnerung so mancher angenehmen Stunde, die wir bey Ew. Wohlgeboren Hierseyn genossen, sage den schönsten Dank für das bisher Übersendete, besonders für das höchst wohlgerathene Blüchersche Modell, welches die kleine Ausstellung zum Geburtstag unseres Fürsten schmücken soll.
Sodann erfülle ich ein Versprechen meiner guten Schwiegertochter, die wir in diesen Tage von Ems erwarten, und sende die Festgedichte von 1819, die vielleicht auch in Berlin zu einer geselligen Unterhaltung Gelegenheit geben.
Mir ist es diese Zeit nach meiner Art ganz wohl gegangen, so daß ich keine Veranlassung fand im [231] Spätsommer ein Bad zu besuchen. Möge auch Ihnen alles zu Glück und Gunst gereichen und wir bald uns an dem versprochenen Modell vergnügen können.
Auch habe einen Abdruck der Taufschale beygelegt, wovon bey Ihrem Hierseyn die Rede war. Sie scheint sich auszulegen und ist von den Gelehrten doch noch nicht ausgelegt.
Vollkommenes Wohlseyn zu Ihrer großen und schönen Thätigkeit wünschend, Ihre liebenswürdige Tochter vielmals grüßend und mich zum wohlwollenden Andenken bestens empfehlend.
ergebenst
J. W. v. Goethe.