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An Friedrich Schiller

Hier schicke ich Ihnen sogleich die neueste Sudeley des gräflichen Saalbaders. Die angestrichene Stelle der Vorrede ists eigentlich worauf man einmal, wenn man nichts bessers zu thun hat losschlagen muß. Wie unwissend überhaupt diese Menschen sind ist unglaublich, [337] denn wem ist unbekannt? daß die Christen von je her alles was vernünftig und gut war sich dadurch zueigneten, daß sie es dem logos zuschrieben, und meine liebe Christin thut pag. 304 eben das und man wird dem guten Wesen darüber nicht feind werden.

Ein Brief von Prinz August, den ich Ihnen beylege, wird Ihnen Vergnügen machen, es ist keine der schlimmsten Productionen seiner ganz eignen Laune.

Das Exemplar von Humbold erbitte ich mir wieder zurück, er hat das seine schon in Berlin weggenommen.

Hederichs Lexikon wünschte ich auch wieder und das 7te Stück der Horen im kleinen Format.

Auf Ihren Aufsatz verlange ich sehr. Das was ich von Ihren Ideen kenne hat mir in dieser letzten Zeit im praktischen manchen Vortheil gebracht, so wenig man mit Bewußtseyn erfindet, so sehr bedarf man des Bewußtseyns besonders bey längern Arbeiten. Übrigens kann ich niemand übel nehmen wenn er lange gepaßt hat und nun einmal Trümpfe in die Hände kriegt daß er sie auch ausspielt.

Wegen des Honorar's der neuen Elegien läßt sichs noch überlegen. Der Vorschlag 20 Louis d'or zu zahlen und das übrige alsdann bis zum Abdruck bewenden zu lassen, hat meinen Beyfall. Es ist doch so etwas zum Anbiß und wird guten Effect thun, auf alle Fälle tat es Zeit bis aufs Neuejahr.

Der Weißhuhnische Aufsatz im 6te Hefte des Niethammerischen Journals hat mir sehr wohl gefallen.[338] Diese Art zu philosophiren liegt mir viel näher als die Fichtische, wir wollen den Aufsatz doch einmal mit einander lesen, ich wünschte über einiges Ihre Gedanken zu hören. Bey Zusammenstellung meiner phisikalischen Erfahrungen ist es mir schon, wie ich finde, von großem Nutzen daß ich etwas mehr als sonst in den philosophischen Kampfplatz hinuntersehe. Eben erhalte ich Ihren Aufsatz und freue mich ihn in der nächsten ruhigen Stunde zu lesen. Sobald Sie etwas gewisseres wegen der Subscription der Horen erfahren, so schreiben Sie mir es doch.

Leben Sie recht wohl. W. d. 25 Nov. 95.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1795. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7610-1