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An Sulpiz Boisserée

Schon zwey Wochen leben wir in einer buntbekränzten, das seltenste Fest feyernden Stadt. In- und Ausländer aller Stände und jeden Geschlechts nahmen freudig Theil, und es hat noch kein Ende. Die Kinder jauchzen mit Fähnlein in den Händen, die Jugend zieht gepaart täglich zum Tanze, die [53] Männer schauen ernsthaft heiter drein und wer an Ort und Stelle die funfzig Jahre rückwärts wieder zur Erinnerung rufen kann dem ist es wunderlich zu Muthe.

Unendlich angenehm war mir's in diesen Tagen auch die Wiederherstellung alter theurer Verhältnisse und den Abschluß eines so wichtigen Geschäftes durch Ihre Vermittelung zugleich feyern zu können. Das ewige hohe Vorbild von Neigung, Liebe, Freundschaft und Vertrauen zeigt freylich, sobald es in die irdische Thätigkeit eintritt, ein herrliches verklärtes Angesicht, an dem sich selbst der müde Wanderer erquickt und verklärt.

Herrn v. Cotta habe, dankbar anerkennend, geantwortet; sobald ich mich nur es einigermaßen sammeln kann erfolgt das Weitere. Indessen zeigen beykommende wenige Zeilen daß wir nun vollkommen gesichert sind und unser Werk mit Lust und Muth antreten können.

Wie sehr mich das Leyboldische Bild erfreut, das eben auch zu glücklicher Stunde einzutreten bestimmt war, drückt mein Schreiben an Herrn Schorn aus, so wie der Aufsatz der Weimarischen Kunstfreunde. Der reine menschliche Sinn mit welchem der Künstler diese immer bedenkliche Aufgabe heiter aufgefaßt und so den unerfreulichen Begriff zu einem angenehmen, festhaltenden Bilde dargestellt, war mir über und außer aller Erwartung.

[54] Ferner ist mir und Hofrath Meyer bey dieser Angelegenheit höchst angenehm uns zu erinnern daß wir Herrn Leybold, als muntern Knaben, in den Arbeitszimmer seines verdienten Vaters im Jahre 1797 begrüßt haben, worin wir nicht zu irren glauben. Wie manches hätte noch zu vermeiden; lassen Sie uns durch lebhaften Briefwechsel wieder einigermaßen mit den Thätigkeiten der Zeit in's gleiche kommen.

danckbar

treulichst

Weimar den 14. September 1825.

Goethe.


[Beilage.]

Auszug Schreibens

des Herrn Fürsten Metternich Durchlaucht.

Wien den 6. September 1825.


»Se. Majestät der Kaiser haben Ew: pp. ein Privilegium gegen den Nachdruck der von Ihnen veranstalteten neuen Ausgabe Ihrer sämtlichen Werke taxfrey, und zwar nicht nur für die zum deutschen Bund gehörigen Provinzen der österreichischen Monarchie zu ertheilen, sondern dasselbe aus besonderer Rücksicht auf den ganzen Umfang derselben auszudehnen geruht.«

[55]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-72AA-5