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An Friedrich Heinrich Jacobi

Die vierte Nachricht vom Fortgange des Ilmenauer Bergbaues giebt mir einen Anlas dir zu schreiben, lieber Freund, ich wollte daß dir der Gewerckentag Anlas geben könnte in unsre Gebirge zu kommen. Doch da dieß nicht wahrscheinlich ist so magst du wenigstens etwas bey dieser Gelegenheit von mir erfahren und ich von dir. Es ist mir fast als hätte ich dir das ganze vorige Jahr nicht geschrieben. Ich war wieder in Venedig und habe die Lombardey zum zweytenmal mit viel Nutzen gesehen, nachher reiste ich nach Schlesien und sah die großen Vorbereitungen zu einem Kriege, dann zog ich friedlich wieder nach Hause. Auf beyden Reisen, auch nach meiner Rückkunft habe ich viel Freude gehabt.

Du kannst leicht dencken daß ich inzwischen nicht versäumt habe in allen Dingen deren Liebe du an mir kennst theils meine Studien theils meine Arbeiten[252] fortzusetzen und ich darf mir schmeicheln in manchem vorwärts gerückt zu seyn. In der Art, auf dem Wege wie du mein botanisches Werckchen wirst gesehen haben setze ich meine Betrachtung über alle Reiche der Natur fort, und wende alle Kunstgriffe an, die meinem Geiste verliehen sind um die allgemeinen Gesetze wornach die lebendigen Wesen sich organisiren näher zu erforschen. Was ich leisten werde muß die Zeit lehren.

Den Versuch über die Gestalt der Thiere dachte ich Ostern herauszugeben er wird aber wohl noch ein Jahr reisen müssen. Man sieht bey diesen Arbeiten gar nicht was man macht, weil alle Bemühung einwärts geht und Simplification der Zweck ist.

Dagegen steht mir jetzt eine Beschäftigung vor die desto mehr nach aussen gerichtet ist und nur den Schein zur Absicht hat. Es ist die Oberdirecktion des Theaters das hier errichtet wird. Ich gehe sehr piano zu Wercke, vielleicht kommt doch fürs Publikum und für mich etwas heraus. Wenigstens wird mirs Pflicht diesen Theil näher zu studiren, alle Jahre ein Paar spielbare Stücke zu schrieben. Das Übrige mag sich finden.

Mein Leben im Ganzen ist vergnüglich und gut, ich habe alle Ursache mit meiner Lage zufrieden zu seyn und mir nur Dauer meines Zustandes zu wünschen. Möge es dir wie du lebst und was dich beschäftigt.

[253] Lips hat mein Portrait gezeichnet und ist beschäftigt es zu stechen, ich kann hoffen daß es sehr gut gerathen wird. Die Anzeige davon findest du in dem Mode Journal und der Litteratur Zeitung. Willst du einige so schreibe es mir daß ich sorge daß du gute Exemplare erhaltest. Lips wird sich mit den Abdrücken selbst Mähe geben und wahrscheinlich deßhalb nach Cassel reisen.

Lebe wohl. Grüße die deinigen. Behalte mich lieb und sag mir ein Wort. W. d. 20. März 1791.

G.


Das zweyte Exemplar sende doch der Fürstinn Gallizin, mit viel Empfehlungen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1791. An Friedrich Heinrich Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-71C5-F