9/2822.

An Johann Gottfried Herder

Augsburg d. 9. Juni.

Doppelt und dreifach hat mich dein Brief erfreut, den ich hier finde. In Insbruck hatten wir einen [208] leidigen Schröcken; denn am Hofe der Erbherzogin begrüßte uns ein Fremder mit der Nachricht, daß Herder todt sei, zu Bedauerniß aller, die ihn gekannt hätten. wie solches in der Augsburger Zeitung stehe. Wir glaubtens nicht, aber es war doch unleidlich. Glücklicherweise sagten uns die Augsburger Zeitungen, deren letzten Monat Dr. Huschke gleich in der Nacht durchlief, daß Heinicke in Leipzig gestorben sei. Dem gönnten wir die ewige Freude und waren beruhigt.

Die Herzogin ist wohl und vergnügt, wie man ist, wenn man aus dem Paradiese zurückkehrt. Ich habe nun schon eine Habitude, und es war mir diesmal recht wohl aus Italien zu gehen. Tyrol hat uns sehr höflich behandelt; es war das schönste Wetter.

Dr. Huscke ist sehr brav und hat vier glückliche Eigenschaften zum Arzt. Wir müssen ihn halten und behalten. Alles grüßt. Ich bin diese Zeit her sehr fleißig gewesen. Wenn mir der Himmel günstig ist, will ich noch einiges vor mich bringen.

Grüße deine liebe Frau. Empfiehl mich der regierenden Herzogin aufs beste. Vermuthlich ist der Herzog noch in Aschersleben.

Ich sehne mich herzlich nach Hause. Lebe wohl, du Wiederauferstandner. Es war ein verfluchter Begriff, wenn ich mir einige Augenblicke denken mußte, daß du abgetreten seist.

Ob wir Knebeln in Nürnberg sehn werden? Ich[209] hab' ihm geschrieben, die Herzogin wünsche ihn zu sehen, eh' wir den traurigen Fall wußten.

Leb wohl. Daß ich dich und die deinigen gesund antreffe. Verzeih die abscheuliche Schrift.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1790. An Johann Gottfried Herder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6F12-1