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An Wilhelm Christoph Leonhard Gerhard

Ew. Wohlgeboren

erhalten in kurzem, mit dem besten Dank für freundliche Mittheilung, das neuste Stück Kunst und Alterthum, wodurch unsere gemeinsame Bemühung um die serbische Literatur zu fördern suche. Mögen Sie beyliegende Ankündigungen auf schickliche Weise in's Publicum bringen, so wird wohl dadurch ein allgemeiner guter Empfang vorbereitet.

Unter einigen Rubriken, die Sie gleich unterscheiden werden, habe ich nicht allein auf weitere Verbreitung des Serbischen gedrungen, sondern auch auf das Böhmische angespielt. Die große Leichtigkeit Ihrer Fassungskraft, die Bequemlichkeit Ihres deutschen rhythmischem Vortrags läßt mich wünschen, daß Sie den slavischen Sprachen überhaupt Ihre Thätigkeit schenken mögen. Sie haben Herrn Milutinowitsch bey sich, und es fehlt Ihnen in einer so bedeutenden Handelsstadt gewiß nicht an jeder Bey- und Nachhülfe.

Versäumen Sie nicht auf der Messe nach der Monatschrift zu fragen, welche die Gesellschaft des vaterländischen Museums in Prag herausgibt. Zwey Hefte liegen vor mir. Ein Gedicht: Horimir und sein Roß Semik, wird Sie in Verwunderung setzen; es ist eine höchst merkwürdige parallele Legende zu Marko Cralowitsch und seinem [128] Scharaz. Zugleich empfehle die Königingräzer Handschrift, herausgegeben von Wenzel Hanka, Prag 1819, gedruckt bey Hase, in Commission bey Kraus.

Wenn Sie meine Äußerungen in Kunst und Alterthum gelesen haben, sagen Sie mir Ihre Gedanken; ich wünschte Niemand lieber als Ihnen meine Neigung für, und meine Verhältnisse in Böhmen zu vermachen. Haben Sie hiezu Lust und Absicht, so erfolgt mit Freuden das Weitere. Ich beziehe mich auf die dort angedeutete Recension des Herrn Grimm und empfehle mich durch dieses eilige Schreiben zu fortdauerndem Wohlwollen.

ergebenst

Weimar den 10. April. 1827.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Wilhelm Christoph Leonhard Gerhard. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6E10-4