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An August Wilhelm Schlegel
An der freundlich baldigen Erfüllung meines bescheiden geäußerten Wunsches, durft ich wohl ein fortgesetztes früheres Wohlwollen dankbar gewahr werden.
Das folgereiche Gelingen eines jeden Unternehmens, dem Sie Ihre Thätigkeit widmen möchten, war mir niemals zweifelhaft und so bin ich auch Ihren Bemühungen in der indischen Literatur mit Antheil, wenn auch nur von ferne gefolgt, und freue mich zu sehen wie auch hier Kritik und Technik dem belebenden Genius willfährig die Hand reichen.
Kann ich zwar der indischen Kunst, insofern sie plastisch ist, nicht günstig seyn, da sie die Einbildungskraft, anstatt sie zu sammeln und zu regeln, zerstreut und verwirrt; so gehör ich doch gewiß zu den redlichsten und beständigsten Verehrern jener Dichtkunst, die aus den abstrusesten Regionen des Geistes[43] durch alle Stufen des innern und äußern Sinnes uns auf die bewundernswürdigste Weise hindurch führt.
Aber allem und jedem Zwiespalt eine glückliche Vermittelung zu finden, möcht ich gar zu gern unter den Merkwürdigkeiten Bonns auch Ihrer Leitung in einer so erfreulich charakteristischen Region mich mit allem Hohen und Tiefen so wie mit allem Äußern und Innern in vollkommenem Einklang fühlen.
gehorsamst
J. W. v. Goethe.
Als Nachschrift füge den Wunsch hinzu, daß Gesundheit und alles Günstige das große UnternehmenRamajana herauszugeben befördern möge. Wie ich mir denn die Freyheit nehme für Großherzoglich Weimarische Bibliothek auf ein Exemplar der vier Lieferungen hiermit zu unterzeichnen.
Weimar den 15. December 1824.
J. W. v. Goethe.