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An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

[Concept.]

Hochwohlgeborner pp.

Zu spät, wie ich mir vorwerfe, geht dieses Heft an Ew. Hochwohlgeboren ab, ich hoffte das naturforschende hinzuzufügen, das wollte jedoch nicht gelingen. Und so nehm es denn zugleich meinen Dank mit auf den Weg für den ersten Theil des 12. Bandes Ihrer merkwürdigen Acten; er bringt gar viel Dankenswerthes und deutet denjenigen, der sich auf Zeichen versteht, auf merkenswürdige Zustände.

Herr Graf Sternberg ist zu beneiden, daß er, bey so großer Reise, Welt- und wissenschaftlicher Bildung, noch von Jahren und Kräften so begünstigt wird um eine Reise durchzuführen, die ihm und uns allen höchst fruchtbar und ersprießlich werden muß. Die großen Thätigkeiten, die überall in Bewegung sind, können durch einen solchen Vermittler allerdings an Concentration und Übereinstimmung gewinnen.

[214] Unsern gnädigsten Herrn erwarten wir in wenig Tagen; Diplom und Medaille sind vorausgegangen und haben mich gar sehr gefreut, besonders weil ich zu bemerken glaubte daß nur von der Station des linken Rheinufers mein Bestreben mit meinem Namen über die Schelde habe gelangen können.

Das Wenige, was ich vom Kölner Carneval noch auf den letzten Seiten von Kunst und Alterthum sagen konnte, sey wenigstens Zeugniß einer wohlgemeinten aufmerksamen Theilnahme. Indessen hab ich in der Abendzeitung eine Darstellung gelesen, die mich sehr befriedigte und die ich in Abschrift zu den übrigen Acten genommen habe. Dabey fiel mir auf daß ich durch den ersten Eindruck mich hatte verleiten lassen an die Schilderung eines individuellen Festes zu denken, dessen Eigenthümlichkeit man doch nur in der Gegenwart ergreifen und eine Darstellung derselben nur durch Wiederbelebung eines lebendigen Anschauens wagen und hoffen kann. Indessen danken Sie verbindlichst für die reichlich mitgetheilten Papiere; ungenutzt sollen sie nicht bey mir liegen bleiben.

Ein paar gezeichnete Blätter aus meiner botanischen Zeit übersende nächstens, vielleicht daß sie neben und zwischen bedeutendern ein Räumchen ausfüllen.

In fortgesetzter aufrichtiger Theilnahme Erwiderung wünschend und hoffend.

Weimar den 10. August 1824.

[215]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6B97-C