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An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

Man wird, mein Werthester, mit diesem eine Anweisung auf 172 fl. Rhein. einreichen, die ich zu Gunsten der Herrn Leisler und Comp. in Hanau ausgestellt habe, welche gefällig zu honoriren bitte.

Was die Klage gegen die Witwe Ochs betrifft, so äußere mich deshalb nächstens, und glaube durch einigen Aufschub nichts zu versäumen, da sowohl Sie als unser trefflicher Rechtsfreund, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, zu einiger Nachsicht für diese Frau wegen ihrer traurigen Umstände geneigt scheinen; um so mehr als wir uns dadurch nichts vergeben und die fernere Rechtshandlung auf demselben Puncte immer wieder aufgenommen werden kann.

Mögen Ew. Wohlgeboren mir nun, da die Abzugsfreyheit ausgesprochen ist, Mittel und Wege zeigen, wie nach und nach der Vermögensrest dort entledigt und hierher übermacht werden könnte, so würden Sie mich auf's neue verbinden.

Ganz eigentlich betrübt mich in diesen immer sich ausdehnenden Winterabenden die Unmöglichkeit einige derselben in Ihrem theuren Zirkel zuzubringen. Immermehr werde ich gewahr was es heißt, mit Angehörigen sowohl von Seiten der Verwandtschaft als der Gesinnungen umzugehen. Diese Sehsucht vermehren mir jene vorzüglichen Männer, die das Vergnügen[297] hatten im Bade Ihre werthe Bekanntschaft zu machen und sich deren mit Freuden erinnern. Wie vieles und vieles hätte auch ich zu sagen, und kann nur schließen, das Beste Ihnen und den lieben Ihrigen wünschend.

Weimar d. 29. October 1817.

Goethe.


[Beilage.]

Weimar d. 29. October 1817.

Möchte Freund Christian, den ich zum schönsten grüße, über Nachstehendes einige Auskunft geben:

Indem ich bey diesen immer sich verlängernden Winterabenden das Studium der anorganischen Natur wieder ernstlich vornehme, auch die darauf bezüglichen Sammlungsacten fleißig durchsehe, finde ich das Verzeichniß einer Sendung, die mir, vom linken Rheinufer aus, vor einigen Jahren nachgeschickt worden, und welche ganz interessante Stufen jener Gegenden zu enthalten scheint. Unglücklicher Weise steht weder Name noch Datum dabey, doch erinnere ich mich, daß ich die damals mir in jenen Regionen begegnenden Wohlwollenden, die meine Sammlung zu vermehren geneigt waren, ersuchte ihre Gaben an Herrn D. Schlosser nach Frankfurt zu senden. Nun will mir auch in dunkler Erinnerung schweben, daß Freund Christian mich benachrichtigt, es sey eine solche Kiste angekommen, die aber wegen ihrer Schwere auf Gelegenheit [298] warten sollte. Dieses sind freylich alles nur Dinge die mir wie durch einen lethäischen Nebel vorschweben. Da indessen in meinem Leben mir mehrmalen begegnet daß dergleichen verspätete Sendungen in Vergessenheit gegangen und irgendwo hingestellt worden, wo sie nur durch belebende Erinnerung sich wieder aufgefunden, so könnte ja wohl dieß auch hier der Fall seyn. Ich würde durch die Auffindung vielleicht in den Stand gesetzt, dem Freunde, der die Zeit über nichts weiter von mir gehört, meinen verspäteten Dank auszusprechen. Verziehen sey mir die Anfrage da mir bey der unendlichen Mannigfaltigkeit der Umgebung oft nur zu spät irgend eine Rückerinnerung wieder begegnet. Das herzlichste Lebewohl!

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Johann Friedrich Heinrich Schlosser. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6B1F-D