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An Franz Kirms
Seit mehrerer Zeit hält bey Madame Beck ein Frauenzimmer auf, Demoiselle Justi. Man hat ihr vergönnt Statistinnen zu machen, und sie hat dadurch eine gewisse Theaterroutine erlangt. Seit einiger Zeit ersuchte man mich, je näher zu prüfen, welches ich denn auch in diesen Tagen gethan, und ich kann hierauf ihr ein sehr gutes Zeugniß geben.
Sie hat eine hübsche mittlere Gestalt, kein übel Theatergesicht, lebhafte Augen; sie bewegt sich anständig und gefällig. Das Organ ihrer Stimme ist wohlklingend, sie recitirt mit Verstand und mit Mannnigfaltigkeit, welches ich um so mehr beurtheilen konnte, da sie mir einige Balladen und Erzählungen vortrug, an denen nichts auszusetzen war, und wobey wenig zu wünschen übrig blieb. Ihr Gedächtniß ist gut: denn sie recitirte alles ohne Anstoß fließend her. Ich glaube deshalb wohl sagen zu können, daß wir sie auf die Bedingungen, wie Demoiselle Weber, zum Versuch engagiren. Nur möchte billig seyn, daß man ihr sehr bald Rollen von Bedeutung übertragen kann.
[385] Was für uns den meisten Vortheil verspricht, ist, daß ich wirklich eine tragische Anlage bey ihr zu bemerken glaube, welche sich in keiner unserer übrigen jüngern Schauspielerinnen wirklich anzudeuten scheint. Die Sache kann übrigens noch weiter besprochen werden.
Weimar den 28. Februar 1811.
G. [386]